Geneigte Leser*,
der eine war sehr vergesslich, der andere ungemein treu und der dritte immerhin noch sehr schön. Olaf, Robert und Christian hießen sie und am Anfang hatten sie etwas, was sie einte. Sie waren angekommen. Ganz oben, an der Macht. Da, wo sie immer hin wollten. Doch schon bald konnte man beobachten, was man immer in solchen Fällen beobachten kann. Macht macht etwas mit den Menschen. Es dauerte also nicht lange, da wurde der eine noch viel vergesslicher. Der Treue lernte so treu zu gucken, das man ihn beinahe zu den anderen Welpen ins Körbchen gesetzt hätte. Und dem Dritten wiederum wird nachgesagt, er sei am Ende drauf und dran gewesen mit sich selbst eine Affäre zu beginnen, so fasziniert war er von demjenigen, der er glaubte zu sein. Nachdem seine Frau jedoch eindeutige Textnachrichten auf seinem Handy fand, die er an sich geschrieben hatte, ließ er von sich ab. Er hatte die Schuldenbremse in seinem eigenen Ehevertrag vergessen. Ausgerechnet! Der Vergessliche, der Treue und der Schöne – man darf vermuten, dass die gemeinsame Weihnachtsfeier im Kanzleramt schon eingetütet war. Daraus wird nun nichts. Schade! Noch einmal sollte es das Krippenspiel mit diesen heiligen drei Königen geben. Wie in der echten Weihnachtsgeschichte waren es immerhin drei. Das war’s dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten. Den Rest hatte man umgeschrieben, gewissermaßen auf die neue Zeit. Wer kommt schon freiwillig aus dem Morgenland, wenn der eigene Abschiebeflieger wartet. Nun ist sie also wieder ausgetütet, die gemeinsame Weihnachtsfeier im Kanzleramt. Gibt es eigentlich irgendjemanden, der darüber traurig ist? Nö, warum auch?! Immerhin gibt’s deshalb jetzt ja tolle Geschenke. Niemand sagt mehr „Ampelstreit“ zum Beispiel. Ende gut, alles gut also? Im Prinzip schon, wäre da nicht der Vergessliche - und der Treue und der Schöne, die ganz genau wissen, wie vergesslich der Vergessliche ist. Man sieht sich ...
Eike Käubler