Das letzte Wort im Dezember hat der Leipziger Schlagzeuger Jann van de Kaast, der 1985 in Ostfriesland geboren wurde, später nach Sachsen migriert und 2004 nach Leipzig gezogen ist. Aktuell spielt er bei Schüller, für Ugla Mousch und mit Violet Hope.
Hallo Jann, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Ich finde Leipzig spannend und immer wieder neu aufregend. Die Größe der Stadt lädt ein, die verschiedenen Stadtteile, also über den eigenen Kiez hinaus, mit ihrem jeweils eigenen Charme zu besuchen und zu erforschen. Innerhalb Sachsens ist Leipzig ein wichtiger Ort für Subkultur und ein Schutzraum für Innovationen, in dem Teile unserer zukünftigen Gesellschaft erdacht und ausprobiert werden. Ich habe mich bewusst für Leipzig entschieden, weil ich das Verhältnis aus lautem bunten Leben und der ruhigen, revitalisierenden Natur schätze. Die Menschen in dieser Stadt erlebe ich als wach, reflektiert und mutig. Ich freue mich über die entstandenen und entstehenden Projekte – und darüber, ein Teil davon sein zu dürfen.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Tadeln macht mich unglücklich. Gern möchte ich konstruktiv und wertschätzend kritisieren. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich die teilweise gefährliche Situation für Radfahrende auf den Straßen von Leipzig anspreche. Ich erlebe viel Frust, Ärger, Intoleranz und Ungeduld, wenn sich ÖPNV, individueller Kraftverkehr und Radfahrende auf zu wenig Platz in die Quere kommen. Dies gilt nicht unbedingt für die prominente Innenstadt, sondern eher für die umgebenden, wachsenden Viertel Leipzigs. Als Radfahrender kann ich aber glücklicherweise alternative Strecken auf parallelen Nebenstraßen und Wege durchs Grüne nutzen. Darüber hinaus finde ich es nicht nachvollziehbar, dass das Neue Schauspiel Leipzig Jahr für Jahr von den Fördertöpfen der Stadt ausgeschlossen wird.
Kriege, Klima, Inflation - überall Krisen. Wie gelingt es Ihnen optimistisch zu bleiben?
Schuhe an und raus. Ich laufe oder spaziere gern allein oder in Gesellschaft durch den Auwald, der sich praktischerweise durch ganz Leipzig zieht. Ganz besonders wichtig für mich ist die Musik. In und um Leipzig begleite ich verschiedene Bands und Projekte, in denen ich Menschen mit spannenden Geschichten in der Musik begegnen darf. Der Dialog von Melodie und Rhythmus lädt meine Batterien zuverlässig auf und stärkt mein inneres Gleichgewicht.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Endet Kommunikation beginnt Gewalt.
Text: Max Feller