Die Seidenstraße – Radabenteuer auf dem Weg nach China, 10. Februar, Leipziger naTo, 19 Uhr und am 21. März um 19.30 Uhr im Fahrradladen „Fahrrad XXL“ in der Delitzscher Str. 63a in Halle, alle Infos: thomasmeixner.de
Als sich Thomas Meixner 2018 auf den Drahtesel schwang und mit dem Fahrrad von Bitterfeld nach China fuhr, hatte er schon über 20 Jahre Erfahrung als „Weltenradler“. Nun stellt der Sachsen-Anhaltiner, der heute in Raguhn-Jeßnitz wohnt, seine Reiseerfahrungen in Leipzig und in Halle vor. Grund genug, bei Meixner nachzufragen
Lieber Thomas Meixner, anlässlich Ihrer sogenannten „Multivisionsshow“ in Leipzig und Halle werden Sie als „Weltenradler“ vorgestellt. Da ergibt sich die erste Frage von ganz allein: Was ist ein „Weltenradler“? Stellen Sie sich bitte mal kurz vor.
Seit fast 25 Jahren reise ich relativ intensiv durch die Welt, es gab in dieser Zeit etliche Reisen und Projekte. Ich besuchte bereits 15 Länder und durchkurbelte alle Kontinente (außer Antarktis) ein bis drei Mal. Da kann man sich gern als „Weltenradler“ bezeichnen, manchmal sagen die Leute auch Weltenbummler. Bevor es mit den großen Touren per Rad durch die Welt ging, gab es für mich auch viele interessante Sachen in puncto Bewegung. In den 1980er-Jahren war ich fast jedes Wochenende per Anhalter unterwegs. Dann kam ganz langsam das Rad ins Spiel und verdrängte den Beifahrersitz. Eine Trabbi-Tour mit 15 Leuten nach Sibirien und mit zwei DDR-Lastern nach Nordafrika gab es auch. Alles hat riesigen Spaß gemacht und war höchst interessant.
Was treibt Sie an? Warum machen Sie das alles?
Letztlich waren wir alle mal vor ein paar tausend Jahren als Nomaden unterwegs. Bei mir steckt es eben noch mehr drin, als bei den meisten Sesshaften. Ich finde das Unterwegssein einfach spannend. Und zwar mit so wenig Dingen wie möglich. Mit dem Auskommen, was man hat. Das sind gute Übungen, auch für das normale Leben. Beim Reisen lernt man seinen Horizont zu erweitern, auch sich selber lernt man gut kennen. Und da ist das Fahrrad einfach unschlagbar. Auf dem Rad wirst du anders wahrgenommen, als beispielsweise im Auto. Auf dem Rad ist man auf Augenhöhe mit dem Menschen vor Ort, man hat unwahrscheinlich intensiven Kontakt mit den Einheimischen. Da platzt man oft in den Alltag der Menschen, man sieht die Realität. Das sind die eigentlichen Reiseziele, die ich suche.
Ihre Reise nach China bedeutete ca. 13.000 (!) Kilometer auf dem Fahrrad. Und das alles unter extrem schwierigen Bedingungen. So etwas erleben Sie doch nicht ohne Ängste? Waren sogar Todesängste dabei?
Es gab auf meinen Reisen drei schwere Überfälle und ich saß auch drei Mal (jeweils nur eine Nacht) in U-Haft, aber ans Aufgeben dachte ich nie. Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Das ist auch eine gute Erfahrung, die man ins richtige Leben mitnehmen kann. Aber auch die quälenden Elemente wie Gegenwind, Dauerregen, Sandsturm oder Hitze gehören zum Reisen. Es geht quasi immer hoch und runter. Es wäre nicht gut, wenn das nicht so wäre. Das macht die Erlebnisse erst intensiv. Und wenn man die Situation gut überstanden hat, wandelt sich die Aktion immer in eine gute Story. Selbst wenn es mich total erwischen würde und der „große Geist des Universums“ sagt, bis hier hin und nicht weiter, wäre das okay. Viel Menschen in unserer Gesellschaft haben vergessen, dass es für jeden das selbe Ergebnis gibt am Ende unseres Erdendaseins. Da richten sich sehr viele, gerade in Deutschland, für 1000 Jahre ein. Da muss ich immer schmunzeln. Wie gesagt: Beim Reisen lernst du eine ganze Menge.
Nehmen wir den Weg nach China, da kamen Sie beispielsweise durch Georgien, Armenien oder Aserbaidschan. Inwieweit kommen Sie auf Ihren Reisen auch mit den gesellschaftlich-politischen Verhältnissen der einzelnen Länder in Berührung?
Mit den politischen Sachen komme ich nur am Rande in Berührung - bei Gesprächen mit den Menschen an passender Stelle. Aber eigentlich ist das selten ein Thema. Die einfachen Menschen auf dem Land, die sehr oft meine Gastgeber waren, sind in der Regel freundlich, vor allem gastfreundlich. Und da macht es keinen Unterschied, ob du in Australien, Afrika, im Orient oder in Russland am Tisch sitzt. Die Kriegstreiber, Diktatoren und Machtbesessenen sind meistens alte, weiße, „testosterongesteuerte“ Männer, die eben zu lange an der Macht sind und nicht loslassen können. Die müssten eigentlich mal weg und Platz machen für progressiv denkende junge Menschen, die das Ruder dann in der Hand halten. Der einfache Mensch hat in der Regel nicht diese Ambitionen, will nur sein Leben leben, ein wenig Spaß haben und soziale Kontakte pflegen.
Können Sie die Prägungen, die Ihre Abenteuer in Geist und Körper hinterlassen haben, beschreiben?
Mein Körper geht jetzt auf die 60 zu und ich habe immer noch super Ausdauer-Kondition. Das schulde ich der vielen Bewegung, die ich natürlich auch auf der „langen Meile“ reichlich habe. Mein Kopf, mein Geist, hat sich natürlich auch verändert. Das merkst du oft erst, wenn du nach einer langen Reise, beispielsweise nach meiner Erdumrundung von drei Jahren und sieben Monaten, wieder nach Hause kommst und auf deine alte Umwelt, Freunde und Bekannte triffst. Man erweitert eindeutig seinen Horizont, wird toleranter und legt auch seine Engstirnigkeit größtenteils ab. Ich schließe mal mit einem Zitat von Alexander von Humboldt: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“
Was werden Sie dem Publikum in Leipzig und Halle präsentieren?
Das wird eine Mischung von fast allem sein. Fotostrecken, Geschichte, persönlich Erlebtes, ein paar Videos. Aber zu viel möchte ich natürlich nicht verraten.
Text: Mathias Schulze