„New York 9/11 – Krieg in Zeiten von Frieden“, ab 9. April, Panometer Leipzig, Richard-Lehmann-Straße 114, Tickets: www.panometer.de
Ab 9. April zeigt das Panometer Leipzig Yadegar Asisis neues Panorama „New York 9/11 – Krieg in Zeiten von Frieden“. Das Anti-Kriegsprojekt ruft die Anschläge vom 11. September mit ihren globalen und weitreichenden Auswirkungen auf unsere Gegenwart in Erinnerung
Es ist ein prägender Moment der neueren Zeitgeschichte. Die Angriffe auf das World Trade Center in New York und die daraus resultierenden Kriege, die ganze Erdteile in ein nicht enden wollendes Chaos stürzten und die Konfliktlinien zwischen Kulturen und Religionen verstärken, sind ein wesentlicher Teil unserer Gegenwart.
Während wir die Nachwirkungen meist nur wie ein entferntes Medienecho wahrnehmen, sind diese für die Opfer der Anschläge und insbesondere der darauffolgenden Kriege nach wie vor bittere Realität. Selten führten Ereignisse eines einzigen Tages zu dermaßen gravierenden Nachwirkungen.
Und doch bildet Yadegar Asisis neues Panorama nicht die tragischen Ereignisse des Terroranschlags auf das World Trade Center selbst ab, sondern präsentiert die Silhouette von Manhattan mit den weltbekannten Twin Towers unmittelbar vor den Terrorangriffen. Gezeigt wird ein typischer Morgen im Großstadt-Rhythmus der multikulturellen Metropole New York.
Menschen jeglicher Herkunft eilen in ihre Büros, warten vor den Takeaways und strömen in Massen aus den U-Bahn-Ausgängen. In Verbindung mit strahlendem Sonnenschein und dem klaren Himmel des beginnenden Herbsttages entsteht so eine bunte, geschäftige und dennoch unwirklich friedliche Szenerie.
Im Kontrast hierzu führt der Weg in das Panorama durch die Folgen dieses Schicksal-Tages und zeigt die globalen Auswirkungen der Ereignisse und das vielfach vergrößerte menschliche Leid in den Nachwirkungen der Katastrophe.
Asisi widmet sich einer moralischen Frage: Welche Reaktionen und Antworten haben wir auf Gewalt? Der Künstler möchte zuallererst Verständnis für die Komplexität der Zusammenhänge schaffen. Asisi erklärt: „Wie kann es sein, dass unzählbar viele Unschuldige sterben müssen, weil einige wenige Menschen andere, aus welchen Gründen auch immer, bewusst in den Tod schicken?“
Asisi selbst konnte 2002 als einer von wenigen Menschen direkt nach dem Anschlag „Ground Zero“ betreten. Für den Architekturwettbewerb des neuen World Trade Centers entwickelte der Künstler für den späteren Sieger- Entwurf von Daniel Libeskind ein Panorama, das den Blick aus dem gigantischen Loch der einstigen Türme heraus zeigt.
Asisi war damals jedoch noch nicht bewusst, dass all dies eine gewaltige ikonische Szenerie erschuf, deren Ausmaß dazu geeignet war, praktisch alles im Namen von Vergeltung, Schutz, Recht oder Identität und Freiheit in Gang zu setzen.
„Wir schauen auf 20 Jahre Krieg zurück. Auslöser waren die Anschläge von 9/11. Können wir mit dieser Erfahrung so weitermachen, oder sind wir endlich in der Lage aus der Geschichte zu lernen?“, fragt Asisi, der das politische und gesellschaftliche Denken und Handeln sowie unsere Wahrnehmung hinterfragen will. Also zeigt er die häufig vergessene Seite des Leidens und führt die langanhaltenden Auswirkungen der Terrorakte vor Augen.
Die Ausstellung erstreckt sich insgesamt über fünf weitläufige Räume im Außenrund des Panometers und nimmt die Besucher mit auf den Weg durch die vergangenen 20 Jahre.
Raumbeherrschende Installationen zeigen die tiefgreifenden Folgen von 9/11. Komplexe Themen wie Kriegsführung, Kapitaleinsatz, Flucht und Vertreibung werden dabei genauso sichtbar wie ausgewählte Einzelschicksale. Im Kontrast hierzu zeigt eine 32 Meter hohe Panorama-Installation das Gebiet rund um das World Trade Center am Morgen des 11. September 2001. Die Ereignisse des Terroranschlags selbst sind nicht zu sehen.
Im Panometer Leipzig, also in einem historischen Gasometer, sind Asisis Rundbilder seit 2003 kontinuierlich ausgestellt. Man kann also sagen, dass von Leipzig die Renaissance der Panoramakunst ausging. Die Panoramen Asisis sind neben Leipzig auch in Berlin, Dresden, Lutherstadt Wittenberg, Pforzheim, Hannover und Rouen (Frankreich) zu sehen. Weitere Ausstellungsorte sind in der Planungsphase.
Mithilfe von Architekten und Digital Artists für 3D und Bildbearbeitung komponiert Asisi seine Panoramawerke in jahrelanger Detailarbeit als hochauflösende digitale Gemälde, die aus abertausenden Fotografien, Zeichnungen, Skizzen und Malerei entstehen.
Zur Materialsammlung lässt er sich häufig durch ausgewiesene Experten und Wissenschaftler beraten und führt umfangreiche Recherche- und Fotoreisen zum jeweiligen Thema durch. Zusätzlich werden aufwändige Fotoshootings mit Laiendarstellern und Komparsen durchgeführt, um Szenenbilder zu erhalten, die Asisi in das architektonisch-topografische Grundgerüst des Panoramas einarbeitet.
Mit viel Aufwand für szenische, historische, architektonische und topografische Details setzt Asisi die Werke anhand seiner Vorarbeiten und der Zuarbeiten seines Kernteams aus unzähligen Bildebenen um, bevor die Gesamtkunstwerke auf drei Meter breite und 32 Meter lange Stoffbahnen gedruckt, konfektioniert und in den Rundgebäuden installiert werden. Auf dem Höhepunkt der Panorama-Entstehung finalisiert der begeisterte Panoramist die Riesenrundbilder am Ausstellungsort: Licht und Ton, Tag- und Nachtsequenzen. Ein Erlebnis. Hingehen!