Falkenberg, 17. Dezember, Leipziger Anker, 21 Uhr, alle Termine: www.falkenberg-musik.de
Legt man den Tonträger „Staub“ in die Anlage, schenkt uns Falkenberg seinen Blick. Eine Reise in die Vergangenheit. Der erste Song „Taufrisch“ ist von 1985. Das Klavier macht alles epochal, wuchtig und existenziell. Eine Liebesnacht.
Im Pathos versteckt sich ein regionaler Dialekt: „Und wir ham uns gedacht / Wir ham uns gedacht / Das kann es sein / Und wir ham uns gedacht / Wir ham uns gedacht / Das kann es sein.“ Das sind sie schon: Die Wiederholungen. So dringen die Songs ein, so kriecht der Ohrwurm auch ins Hirn, wenn man das Lied zum ersten Mal hört. Einen Falkenberg nebenher zu hören, ist nicht möglich. Man summt die Songs weiter. Und alle Lieder arbeiten mit dem großen Besteck, da ist etwas Schweres, etwas Bedeutungsschwangeres.
Obwohl diesen orchestralen Hymnen das Spielerische fehlt, sind sie ruhig und gelassen. Schließen wir die Augen, hören wir den „Mann im Mond“ (1987). Neu arrangiert und produziert sind die Songs. Falkenberg wird nicht als der größte Lyriker in die Geschichte eingehen. Das muss er nicht, das hat Methode.
Der Text des dritten Songs „Eine Nacht“ (1987) könnte auch Helene Fischer auf den Leib geschrieben sein. Mit einprägsamen melodischen Schwung hört man dies: „Eine Nacht in der Ewigkeit / Eine Nacht wie im Fieber“.
Tatsächlich ist es so, dass Falkenbergs Stil aus einem eigent- lichen Schlagertext etwas ganz anderes macht. Diese „Nacht im Fieber“ ist keine atemlose Feierei, hier reiben sich keine Hochglanzkörper. Nein, hier schmeckt es nach Schweiß, nach Geständnissen, die die eigenen Unzulänglichkeiten zugeben, die mit Verzweiflung den Halt am anderen Körper suchen. Dieser Geschmack bleibt, so bleiben die Songs erdig und volksnah.
Die Reise des Albums geht bis 2019, aber die Aura der Werkschau wird sich nicht mehr ändern. Trotz poppiger Einflüsse, trotz moder-ner Technik, die man den neueren Songs ablauschen kann, bleibt es unprätentiös. Man trifft einen Charakter. Es scheint, als lerne man einen Menschen kennen, der gerade im schnörkellosen Geradeaus-Gehen einen unheimlichen Respekt einflößt. Hier wird nicht quer gedacht, hier ist kein Platz für Schnickschnack oder populistische Parolen.
„Staub“ ist wie ein langes und tiefes Gespräch mit einem alten Freund. Mit Freude und etwas trunken erkennt man am Horizont die Größe und Möglichkeit, unverstellt durchs Leben zu gehen. Oder wie es im Lied „Staub“ heißt: „Ein geliebtes Leben braucht keinen Applaus.“ Danke!
Text: Mathias Schulze