Frühdienst in der Psychiatrie (Alte weiße Männer stationär), 28. Dezember, Neues Schauspiel Leipzig in der Lützner-Straße 29, 19.30 Uhr, Tickets: www.neues-schauspiel- leipzig.de, www.liedertour.de
„Frühdienst in der Psychiatrie (Alte weiße Männer stationär)“ heißt das Jahresabschluss-Konzert des Vereins „Die Liedertour“. Mit dabei sind beispielsweise Ralph Schüller und Band, Claudia Herold, Kornelius Unckell, Mark Daniel, der „Theaterpack“-Kneipenchor und die Leipziger Band ‚„Karo Nero“. Und weil eine prächtige Jahresendrevue auch einen zünftigen Rückblick aufs vergangene Jahr braucht, hat sich Frank Oberhof vom Verein „Die Liedertour“ eine kleine Jahresabschlussrede ausgedacht, die hier exklusiv abgedruckt wird
Vor einem Jahr dachten wir noch, dass es nach den Lockdowns und „Orange Duck“ Trump nicht schlimmer kommen könne. Aber was für ein irrsinniges Jahr wurde dann 2022? „Die Welt ist am Durchdrehen“, sagte Manfred Maurenbrecher. Und wir sind mittendrin. Von Pandemie bis Angriffskrieg war alles dabei: Corona-Infektionen trotz Hygienekonzept und schönem Wetter, Klimaerwärmung und Umweltkatastrophen, Waldbrände und Wassermangel, nach Syrien der Ukraine-Krieg, bei dem der große Bruder und manche Überzeugungen verloren gingen. Afghanistan, Iran, Katar, Energiekrise, Inflation, Preiserhöhungen, Deckelungen, Verunsicherungen, Spaltung, Radikalisierung. Montags- bis Fridays-Proteste für oder gegen Klima und Nachhaltigkeit, Atomkraftwerke und Kernkraftwerke, Krieg und Waffenlieferungen, „LGBTQIA+“ und Sichtbarkeit. Gendern und kulturelle Aneignung, Fahrradfahren, Festkleben und Kunstschänden. Und dann wird auch noch „Smash“ das deutsche Jugendwort 2022 und ausgerechnet das Braunkehlchen Vogel des Jahres 2023 – da können auch sensible Kulturschaffende, wie wir es nun einmal sind, mal am Rad drehen. Gründe genug also, das zur Neige gehende Jahr auf unsere Weise zu „smashen“ und mit Schnaps und Tabletten und „fein dosiertem Optimismus“ (Wig-laf Droste) Revue passieren zu lassen. Denn wie fragte und sang schon Ralph Schüller: „Woher soll ich denn wissen, wohin das führt?“
Text: Frank Oberhof