ZirKuBi, alle Angebote und Termine unter www.zirkubi.de
Zirkusshows, zirkuspädagogische Angebote für Kinder und Erwachsene, Theaterstücke oder Hula-Hoop-Kurse. Das alles und noch viel mehr bietet das Leipziger „Zentrum für Zirkus, Kunst und Bildung“, kurz „ZirKuBi“, das von Carla Marquitz und ihrem Mann Matthias Marquitz betrieben wird. Wir haben Matthias Marquitz zum Interview gebeten
Sie sind Kinderarzt und freiberuflich als Zirkuspädagoge aktiv. Erzählen Sie bitte: Wie hängen die Dinge zusammen, wie beeinflussen sie sich?
Eine große Frage gleich zu Beginn. Anfangs lief während meines Studiums die Medizin und der Zirkus eigenständig nebeneinander, irgendwie als Ausgleich? Den Wunsch, neben der Medizin auch etwas Kreatives machen zu wollen, konnte ich im Zirkus auf unterschiedlichste Weise ausleben. Mit der Zeit begannen beide Bereiche sich zu vermischen, manchmal auf recht überraschende Weise. Der für mich aktuell spannendste Bereich, der gerade „neu“ entsteht, ist die Zirkustherapie. Eine Möglichkeit, die positiven Aspekte der Zirkuspädagogik, wie beispielsweise die Förderung von gegensei- tigem Vertrauen oder Selbstbewusstsein, noch weiter zu verstärken und sie gezielt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit psychischen Erkrankungen erlebbar zu machen.
Zusammen mit ihrer Frau haben Sie „ZirKuBi“ gegründet. Warum?
Der Zirkus, vor allem der zeitgenössische – ohne Tiere – hat für uns eine ganz eigene Magie. Er ist wie eine große Familie und bietet gesellschaftlich wie künstlerisch eine enorm große Vielfalt. Er ist für mich fast wie ein kleiner utopischer Ort, an dem jeder seinen Platz finden kann, denn hier werden viele Talente gebraucht, um eine gemeinsame Show auf die Beine zu stellen. Da gibt es Solisten, die lieber jonglieren, Gruppenmenschen in der Akrobatik, mutige Menschen, die in der Luft am Trapez verzaubern, musikalische Menschen für die Band oder auch scheue, die lieber das Bühnenbild bauen, die Lichttechnik betreuen oder in der Küche für alle zusammen die Mahlzeiten kreieren. Alle sind sehr unterschiedlich, aber vereint in dem gemeinschaftlichen Gedanken für das Publikum etwas Schönes darzubieten. Irgendwie sehe ich es immer als eine ganze Welt im Kleinen, die hier entstehen und direkt erfahren werden kann.
Für Kinder und Jugendliche gibt es schon viele zirkuspädagogische Angebote.
Und für Erwachsene noch nicht! Nach dem Motto, was für Kinder gut ist, kann auch für Erwachsene gut sein, hatten wir bereits unterschiedliche Kurse und Workshops für Erwachsene am Laufen. Mit der Zeit kam der Wunsch auf, für all unsere Angebot strukturiert ein gemeinsames Dach, beziehungsweise „Zelt“, zu schaffen. Die Idee dazu hatte vor allem meine Frau Carla Marquitz, der ich mich aber gern anschloss. So entstand das „Zentrum für Zirkus, Kunst und Bildung“, kurz „ZirKuBi“.
An wen richten sich Ihre Angebote? Was bieten Sie alles an?
Mit „ZirKuBi“ wollen wir ein Angebot direkt für Erwachsene schaffen. Wobei es sich sowohl an Einzelpersonen (beispielsweise im Sinne der Selbsterfahrung) aber auch an Gruppen (beispielsweise für Gemeinschaftsprozesse) richtet. Dies reicht von Teambuilding-Maßnahmen, beispielsweise Humor, Improvisation, Jonglage, bis hin zu wiederkehrenden Kursen und Workshops, beispielsweise Hula Hoop, Clownerie, Pantomime. Ein weiteres Angebot deckt unseren eigenen künstlerischen Tatendrang ab. Dazu haben wir unsere kleinen und größeren Darbietungen zusammengetragen. Wir lassen uns gern für Veranstaltungen buchen. Das gilt für Bühnen bis hin zur Straße. Auf unserer Homepage findet sich eine Art Grundangebot, das je nach Wunsch und Bedarf erweitert oder angepasst werden kann.
Stichwort Homepage. Dort habe ich die Formulierung gefunden, wonach man bei Ihren Kursen „unseren inneren Freund – den Clown – entdecken“ kann. Damit kann ich gar nichts anfangen. Können Sie mich überzeugen?
Für mich ist der Clown ein Wesen, das vor allem im „Hier und Jetzt“ lebt. Dabei – und das ist ein großes Vorurteil – will der Clown gar nicht „lustig“ sein, eher erkundet er die Welt mit einer gelassenen, positiven und neugierigen Grundhaltung, frei von äußeren Bewertungen wie gut und schlecht, richtig oder falsch, allein seiner eigenen Motivation folgend und ohne Angst davor zu schei-tern – ähnlich der Naivität eines kleinen Kindes. Dies ist der „innere Freund“, den ich meine, und den jeder Mensch in sich trägt, nur eben meist nicht mehr bewusst. Er kann uns aber helfen freudiger, gelassener und wacher durch den Alltag zu gehen. Im Kern geht es also darum, Gelassenheit zu ent-wickeln, die eigene Emotionalität zu entdecken, die Angst vor dem „Scheitern“ zu verlieren und zu erkennen, dass wir bereits gut sind, so wie wir sind – also, sich selbst zu vertrauen.
Was war bislang das schönste (Kurs-)Feedback?
Ich zitiere: „Wow, ich hab lange schon nicht mehr so viel gelacht.“
Wie nehmen Sie Leipzig wahr? Haben Sie hier optimale Bedingungen?
Leipzig ist eine super spannende, bunte und lebendige Stadt, in der sich an vielen Ecken dieses freie und kreative Flair spüren lässt, was ich auch am Zirkus so mag. Ich glaube, im Großen und Ganzen sind die Bedingungen für uns hier ziemlich gut. Klar, könnte es noch ein paar günstigere und höhere Räume für unsere Kurse geben, im Gegenzug dafür haben wir aber 2017 ziemlich schnell Anschluss an die kreative Szene in Leipzig gefunden. Das hat das Einleben an diesem neuen Ort vereinfacht. Das menschliche Miteinander ist doch wichtiger als das Drumherum. Es ist wie im Zirkus: Mit einem guten Team, kann man seine Show fast überall spielen. Wobei es im Zirkuszelt natürlich am Schönsten ist.
Text: Max Feller