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Das letzte Wort im Oktober haben wir der Leipziger Musikerin Claudia Herold erteilt. Mit Stimme, Cello, Gitarre, Loopstation und Humor bewegt sie sich durch verschiedene musikalische Welten. Herold, Teil des Weltmusik-Trios „Rada Synergica“, spielt am 14. Oktober im soziokulturellen Zentrum „Frauenkultur“
Hallo Claudia Herold, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Leipzig, du Schöne! Liegst mitten zwischen Parks, Wald, Flüsschen und Seen. Schon allein deswegen kann man hier viel von der berühmten „Lebensqualität“ abfassen.
Aber erst durch seine Bewohner wird Leipzig, zu dem, was es ist: äußerst lebendig. Gefühlt an jeder Ecke, in jedem Stadtteil macht, organisiert, kreiert, plant jemand etwas – aus Lust, Liebe und Leidenschaft. Es ist viel Platz für Ideen und die scheinen den Leipzigerinnen nicht auszugehen. Ohne sich von der Gentrifizierung abschrecken zu lassen, wird immer wie-der versucht, Träume umzusetzen. Und das quer durch die verschiedensten Sparten: Kunst, Kultur, Gastro, Begrünung oder Garten.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Die oben erwähnte Lebendigkeit, Lust, Leidenschaft und Kreativität wird leider immer wieder auch gebremst. Zuviel Bürokratie. Zuviel Kapitalismus. Zuviel Ego.
Welche Dinge sind für Sie in Leipzig nach den Corona-Lockdowns spürbar anders geworden?
Die Menschen sind vorsichtiger. Das spüre ich vor allem in der Kultur. Die Angst sitzt sowohl den Kulturgenießern als auch den Kulturschaffenden und Kulturbetreibern noch immer in den Knochen. Das äußert sich an einem sehr verhaltenen Kulturleben. Jetzt, wo alle wieder aus den Vollen schöpfen könnten, ist aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre viel Unsicherheit geblieben. Die Menschen trauen sich nicht mehr so leichtfüßig raus in die Masse. Und Kulturbetriebe haben zu tun, ihre Veranstaltungen voll zu kriegen. Nachvollziehbar, aber vertrackt.
Dann hilft sicher ein Kulturtipp. Welchen würden Sie in oder aus Leipzig unbedingt empfehlen?
Mein Kulturtipp ist keine Veranstaltung, sondern ein Ort: Un- bedingt das „Neue Schauspiel Leipzig“ in Lindenau. Dort gibt´s eigentlich für – fast – jeden Geschmack die passende Veranstaltung: Theater, Konzerte, Lesungen, Poetry-Slam oder Kinder-theater. Dort gibt es Raum für Menschen, die kreativ sind. Die dazugehörige Theaterkneipe ist übelst gemütlich und bietet, neben freundlichem Tresenpersonal, ein außergewöhnliches und feines Getränkesortiment. Als Kulturnetzwerk mit herrlichen Konzertangeboten an verschiedenen wunderbaren und auch kleinen Orten in Leipzig muss ich noch unbedingt den Verein „Die Lieder-Tour“ empfehlen.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Immer offen bleiben und miteinander reden!
Text: Max Feller