Hot Yoga Leipzig, alle Infos unter www.hotyoga-leipzig.de
Franziska Juntke betreibt das einzige Hot-Yoga-Studio in Leipzig. Mathias Schulze hat sie auf einen Kaffee getroffen. Ein Porträt
Und dann geht Franziska zum Hot-Yoga. Ein Satz, der eine Franz-Kafka-Erzählung einleiten könnte. Ein Satz, der aber im Falle der gebürtigen Leipzigerin Franziska Juntke, Jahrgang 1983, ein Schicksalsereignis darstellt. Doch der Reihe nach, wir schreiben das Jahr 2010: Die Eins-Nuller-Abiturientin, diplomierte Musicaldarstellerin und Gesangspädagogin kann auf eine Menge künstlerischer Betätigungen zurückblicken: Singen im Chor und in Musicalproduktionen, Hip-Hop, Jazz- und Stepptanz oder auch Schauspiel. Damals schrieb das entsprechende Milieu die Erfahrungen mit kantiger Handschrift in die Seele. Da das Positive, der Rausch der Bühne, die Selbstbestätigung durch klatschende Publikumshände, das freie Theaterleben, die Kraft des gemeinsamen Singens. Die Stationen heißen MDR-Kinderchor, Theater Altenburg/Gera, Theater für Niedersachsen, Oper Chemnitz oder Friedrichstadtpalast Berlin. Dort das Negative, die Schattenseiten: Willkommen in der permanenten Konkurrenzsituation, im ständigen BeweisenMüssen. Was sind das für temporäre Freundschaften, die sich nach der jeweiligen Produktion im Nichts auflösen? Wie geht man mit dem frustrierenden Bewusstsein um, dass so viele Jobs unter der Hand vergeben werden, dass man sich so manche Reisekosten hätte sparen können? Und dann lud sie der damalige Freund 2010 zum Hot-Yoga, „Sauna-Yoga“ wie er es nannte, ein. Für Juntke, die ihre erste „gewöhnliche“ Yoga-Begegnung eher langweilig fand, die vom Tanzen bereits die Erfahrung intensiver physischer Betätigung kannte, eröffnete sich eine neue Welt: „Ich fühlte mich körperlich komplett durchgearbeitet, wie neu geboren. Eine Entgiftung sondergleichen, der Schweiß floss in Strömen, ich wusste gar nicht, dass ich so viel schwitzen kann“, erzählt Juntke in einem Leipziger Café. Entscheidend war aber letztlich die geistige, die seelische, die mentale Ebene, Juntke kommt noch heute ins Schwärmen: „Nach der ersten Einheit war ich ganz ruhig, alle Oberflächlichkeiten lösten sich auf, die Gedanken kreisten nicht mehr um all die Anforderungen und Maßstäbe meines beruflichen Lebens. Kein Vergleichen mehr. Der kleine Kritiker in mir hielt plötzlich den Mund, Blockaden lösten sich, ich spürte den Kern meiner Existenz.“ 90 Minuten, 40 Grad und Yoga. Eine nachhaltige Erfahrung. Fortan krempelte Juntke nach und nach ihr Leben um. Krankheiten bekam sie mit Yoga in den Griff, gesünder und energiegeladener stand sie nun im Dasein. Juntke informierte sich, eine Ausbildung zur Hot-Yoga-Lehrerin in Berlin, eine Ausbildung für Vinyasa-Yoga in Wiesbaden sowie eine Ausbildung zur Lehrerin für prä- und postnatales Yoga in Berlin folgten. „Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, der kocht und sich um die Kinder kümmern kann.“ Und da es in Leipzig kein Hot-Yoga gab, eine Marktlücke gefunden war, begann 2014 die Raumsuche für ein entsprechendes Studio. Welche Örtlichkeiten sind dafür geeignet, wo gibt es einen Stromanschluss für die entsprechende Hitze, welcher finanzielle Aufwand muss gestemmt werden? Anfangs wollte Juntke die Gründung eines Hot-Yoga-Studios mit einem Partner aus Berlin auf die Beine stellen, dieser bekam jedoch kalte Füße, das Projekt lag vorerst auf Eis. Und dann, man schrieb das Jahr 2016, das erste Kind war gerade einmal drei Monate alt und an der Musikschule „Neue Musik Leipzig“ hatte sich Juntke gerade wieder in den Gesangs-Unterricht reingefuchst, klingelte das Telefon: Eine Kollegin berichtete von einem Raum, der nicht arg umgebaut werden müsste. Eine Untermiete und ein treuer Kundenstamm folgten - bis Juntke 2019 mit dem Hauptmieter ausziehen musste. „Ich wollte es nicht an den Nagel hängen, aber hatte damals mit mittlerweile zwei kleinen Kindern keine Energie, um ein neues Studio zu suchen“, erzählt Juntke. Und dann stieß sie dank einer Teilnehmerin auf die Räumlichkeiten in der Lionstraße 8, die auch noch perfekt zwischen Wohnort und Kindergarten lagen - hauseigene Solaranlage zum Heizen inklusive. Eine Fügung des Schicksals. Ein weiterer Kraftakt folgte, 2020 eröffnete Juntke im Stadtteil Lindenau ihr Studio „Hot Yoga Leipzig“. Der Weg blieb anfangs steinig, aber die Pandemie und deren Herausforderungen konnten auch dank des langjährigen Partners Simon Bodensiek (Spielvereinigung Sued) gemeistert werden. Juntke süffisant: „Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, der kocht und sich um die Kinder kümmern kann.“ Aber wie geht sie mit Yoga-Zweiflern um, die mit Begriffen wie „Weltflucht“ argumentieren? Juntke überzeugend: „Überhaupt zu spüren, wie es einem geht - oft merkt man das gar nicht so richtig - sich nicht zu betäuben, sondern nah bei sich zu sein, bedeutet auch, dass man näher an den anderen Menschen ist. Wer für sich gut sorgen kann, kann auch für seine Mitmenschen besser sorgen.“ Ziele, Pläne? Juntke, die im Café schon wieder an den nächsten Termin denkt, erzählt: „Ich hoffe, mein Wissen und meine Erfahrung mit Stimme und Gesang noch mehr einfließen lassen zu können. Ich liebe es ja, zu singen und Vocal-Coaching zu unterrichten. Ich könnte mir daher Yoga-Specials mit Musik oder Workshops zum Thema ,Stimme, Präsenz, Atem’ gut vorstellen.“ Ohne Frage, das Studio, in dem auch viele Kursleiter und Kursleiterinnen mit künstlerischen Background arbeiten und das beispielsweise eine Starter-Woche mit drei Kursen für 25,00 Euro zum Testen anbietet, wird ein Ort für Begegnungen und Selbsterfahrungen bleiben.
Text: Mathias Schulze