Das letzte Wort im Dezember hat die Leipzigerin Peggy Luck, die sich als Liedkünstlerin, Singkreisleiterin und als Kultur- und Folkvernetzerin bezeichnet. So ist sie beispielsweise im Verein „Leipziger Liederszene“ oder im Vorstand des Vereins „Profolk“ tätig. Auf der Bühne steht sie mit eigenen Songs oder als Teil der Folkpunkband „Waldzitherpunk“. Am 11. Dezember ist Luck Mitgastgeberin der Veranstaltungsreihe „Immer Lieder Sonntags“, die ab 17 Uhr im soziokulturellen Zentrum „Mühlstraße 14“ zur Weihnachts- ausgabe lädt
Wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Sie haben überlebt! Eine Seuchenlänge, drei Lockdowns! Klopfen Sie sich auf die Schulter, atmen Sie tief ein und dann: Sing, mei Sachse, sing – ein lebensfrohes Lied! Tatsächlich mag ich an den Leipzigerinnen ihren Humor, ihre Musikliebe, die ich wöchentlich beim Leiten meines Singkreises im Nachbarschaftszentrum, beim Chorleiten oder der Folk- und Tanz-Session erleben darf. Wenn eine der grauhaarigen Frauen im Singkreis („Silver Stars“) Lene Voigts „Säk’sche Lorelei“ rezitiert, ist meine Woche gerettet. Es heißt, wer singt, kann keine Angst haben. Warum singen wir dann nicht den ganzen Tag? Stattdessen wird es schulisch als Leistungssport betreiben, bis den Kindern der Spaß vergeht. Das ergibt keinen Sinn! Ich freu mich, dass es solche Aktionen wie das Bürgersingen gibt.
Welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Das Jahrtausendfeld wird nie wieder so werden wie vorher, seit diese riesigen Lego-Würfel danebengekippt wurden. Tut doch so etwas nicht. Wenn da ein Riese reintritt!
Welche Dinge sind für Sie in Leipzig nach den (Corona-)Lockdowns spürbar anders geworden?
Die Lockdowns waren von unterschiedlicher Konsistenz: Der erste aus solidarischer Schreckstarren-Stille mit Frühlingsblüten-Glühen, der zweite aus Verzweiflung plus Düsternis, der dritte aus ohnmächtigem Um-Sich-Schlagen nach dem nächstbesten Sündenbock. Und nach dem Lockdown war vor dem Krieg. Die offenen Bühnen Leipzigs sind weniger geworden, Veranstalten ist noch lange nicht wieder selbstverständlich, die Kultur ist vorsichtig am Verzweifeln, die Menschen weiter voneinander entfernt. Ich hoffe, dass wir Wege finden, wieder zusammenzurücken.
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Bach? Äh, natürlich die sehr gute Band „Waldzitherpunk“ mit den sehr guten Mitgliedern Helene Déus, Toni Linke, Jens-Paul Wollenberg und meiner Wenigkeit. Wer nun denkt, Bach und „Waldzitherpunk“ hätte nichts miteinander zu tun, irrt: Anscheinend liegt im Bach-Museum eine Cister, also eine Art Waldzither, die Bachs Großvater spielte. Ich habe das nicht überprüft, sondern einer glaubwürdigen Quelle geglaubt.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Bildet Kreise, singt, dankt, betet! Und tretet in den Waldzither-Verein ein.
Text: Max Feller