Falke überm Haus, Premiere am 24. Mai, Luru Kino, 18 Uhr
Der Film „Falke überm Haus“ begleitet die Leipziger Musiker Timm Völker und Patrice Lipeb auf ihrer Reise durch Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Grund genug, bei Regisseur Stefan Nöbel-Heise nachzufragen
Hallo, Stefan, wie kam es denn zur Filmidee?
Timm Völker und ich trafen uns vor Jahren in einer Bar. Timm erzählte mir, dass er Musiker sei und in einem Jahr auf Tour gehen will. Er fragte, ob ich für ihn ein paar Fotos machen könnte. Das war im Spätsommer 2019. Ich arbeite seit über zehn Jahren bei Film und TV in der Aufnahmeleitung und Produktion. So fand ich endlich ein Thema, um einen eigenen DebütFilm zu drehen. Es ist ein Dokumentarfilm geworden, der aber nicht chronologisch begleitet, wie die beiden durchs Land reisen.
Was haben Sie zusammen mit den Musikern erlebt?
Fasziniert war ich, dass Timm seine Instrumente in die Hand nimmt, für verschiedene musikalische Projekte in verschiedenen Städten und Länder unterwegs ist, um sein Geld damit zu verdienen. So auch diese Reise für die „Liedertour“ von Frank Oberhof übers Land. Es kommt sehr gut an, wenn Live-Musik in kleinen Dörfern angeboten wird. Das Publikum nimmt es dankend an, dass zwei Städter in Kleinstädte oder Dörfer fahren, um ihre Musik zu spielen. Künstler und Auditoren kommen sich so auch sehr nah. Für mich war es die Chance, ein paar Menschen auf dem Land zu porträtieren.
Welche Erkenntnisse haben Sie mitgenommen?
Man muss die Dinge einfach nur machen.
Wollten Sie sich mit den Narrativen über das Land, über Strukturschwächen und den abgehangenen Osten auseinandersetzen?
Eigentlich nicht, das bleibt aber nicht aus, dass ich darüber nachdenke: Das Gemecker à la „die da oben“ – man weiß ja, wo es herkommt. Das ist ärgerlich. Das ungenügende Informieren über Politik und Wirtschaft, aber auch die Berichte, die meist an dem Menschen vorbei erzählt werden, erlebe ich oft bei Dreharbeiten auf dem Land. Vor über 30 Jahren haben wir alle etwas geschenkt bekommen, viele konnten etwas daraus machen, einige ließen sich abhängen.
Können Sie die Ästhetik des Filmes beschreiben?
Ich mag Schwarz-Weiß-Erzählungen. Ich schaue gern Defa-Reportagen aus den Siebzigern und Achtzigern. Ich bin immer überrascht, was für tolle Beiträge damals gedreht wurden. Auch bin ich fasziniert von Jacques Tati und seiner Art, seine Filme mit nur einer Brennweite zu drehen. Zu nennen wäre noch Aki Kaurismäki, der herzlich liebevoll und immer mit einer Spur Düsternis dreht. An so einer Dramaturgie und Bildsprache habe ich mich versucht. Es ist ein ruhiger, auch auf kleine Dinge fokussierter Film, der in gut 40 Minuten die Gedanken weiter fliegen lässt.
Text: Mathias Schulze