Erfinderkinder, Dieskaustraße 23, alle Infos: www.erfinderkinder.net
Schlendert man durch die Leipziger Dieskaustraße kann man etwas entdecken, das sprachlos machen kann. Die Räumlichkeiten der „Erfinderkinder“ bieten eine unglaubliche Fülle an kreativem Material, es gibt wahnsinnig viel zu entdecken, weshalb wir Petra Vock und damit einer der Betreiberinnen gleich mal einen Besuch abgestattet haben
Als ich Ihre Räumlichkeiten zum ersten Mal betreten habe, war ich begeistert. Man sieht sofort, dass da ganz viel Liebe, Leidenschaft und Herzblut drinsteckt. Wie kam es zu den „Erfinderkindern“? Seit wann gibt es sie?
Das freut uns sehr, vielen Dank für diese tolle Rückmeldung. Wir haben uns schon vor vielen Jahren zusammengefunden, als ich noch mit „Forscherkursen“ zur naturwissenschaftlichen Bildung von Kindern unterwegs war. Doreen hat damals im „Schlawinarium“ gearbeitet, einigen alteingesessenen Leipzigern sicher noch ein Begriff. Als ich dort wegen Forscher-Geburtstagsfeiern angefragt habe, waren wir uns sofort sympathisch und haben ab da immer wieder Projekte gemeinsam gestartet und zusammengearbeitet. Zunächst waren wir fast nur mobil unterwegs, später dann zur Untermiete und 2018 haben wir in der Dieskaustraße unsere Werkstatt gefunden. Seitdem werkeln, tüfteln und feiern wir hier mit den Kindern.
Wie ist es möglich, dass Sie so große Räumlichkeiten mitten in Leipzig unterhalten können?
Eigentlich gar nicht, aber irgendwie klappt es dann doch. Spaß beiseite: Tatsächlich stellen uns die extrem gestiegenen Kosten gerade vor eine sehr große Herausforderung. Die letzten Jahre waren da nicht gerade leicht, aber die „Erfinderkinder“ sind unser Herzensprojekt und wir suchen deshalb immer wieder nach Mitteln und Wegen, die Räume zu erhalten und noch schöner zu machen. Vor zwei Jahren haben wir zum Beispiel durch das Programm „Lieblingsplätze“ der Stadt Leipzig die Möglichkeit bekommen, ein behindertengerechtes WC auszubauen. Seitdem sind unsre Räume barrierefrei. Wir versuchen uns neue Geschäftsfelder zu erschließen, die das Unternehmen mittragen können. Weil uns während der Pandemie ziemlich langweilig war, haben wir an einem Shop getüftelt. Dort verkaufen wir jetzt schöne Geschenke wie zum Beispiel Bausätze, Bastelsets und Werkzeuggürtel für kreative Kinder. Wir hoffen, das hilft uns etwas, die gestiegenen Kosten auszugleichen und die Räume weiter zu erhalten.
Machen Sie das Ganze hauptberuflich?
Doreen ja, ich habe noch eine Ergotherapie-Praxis in Lindenau, in der ich noch ein wenig arbeite. Ansonsten bin ich aber sehr viel mit und für die „Erfinderkinder“ unterwegs.
Wo kommen denn die ganzen Materialien her?
Wir arbeiten sehr viel mit Recyclingmaterialien, die aus ganz unterschiedlichen Quellen stammen. Einige spannende Dinge sind schon hier vor Ort in der Erfinderwerkstatt gewesen. Der Vormieter hatte hier einen Fahrradladen mit Werkstatt und hat uns viele wundervolle Dinge zum Werkeln hinterlassen. Die Werkstatt war damals voll mit Schrauben, Ventilen, Muttern, Kistchen zum Einsortieren oder alten Werkzeugen. Ansonsten haben wir viele liebe Menschen im Umfeld. Die Kronkorken beispielsweise stammen aus dem Späti am Südplatz, die uns sehr regelmäßig damit beliefern. Die Bastelbretter sind zum Teil Muster für Bodenbeläge von „Deine Tür“ im Leipziger Norden, die uns der dortige Chef geschenkt hat. Andere Bastelbretter kommen von der Firma „KKI Kitze Kisten“ in Böhlitz-Ehrenberg – sie sind als Verpackungsmaterial übriggeblieben, wir durften uns eine Riesenladung abholen. Und dann haben wir noch viele Freunde und Familienmitglieder, die uns fleißig versorgen. Meine Mutter ist beispielsweise vor kurzem in Rente gegangen und hat ihre Schneiderei aufgelöst. Das war ein riesiges Fest für unsere Materialkammer. Einige Materialien … … kaufen wir auch dazu, wie beispielsweise die Minimotoren für unsere Roboterbausätze oder die Schatzkisten für unsere kleinen Hochzeitsgäste. Vor allem für unsere Bausätze aus dem Shop brauchen wir ja immer das gleiche Material, das müssen wir zukaufen. Ansonsten sind wir gerade auf der Suche nach einer Firma, bei der eventuell immer mal wieder Reststücke von 16er Isolierrohr anfallen. Also falls das hier jemand liest, der da jemanden kennt: Wir freuen uns über Hinweise!
Was genau bieten Sie an?
Wir haben uns spezialisiert auf das Glücklich-Machen von Kindern. Das geht unserer Meinung nach am Besten, wenn man ihnen den Raum und die Möglichkeiten gibt, sich selbst auszuleben, Ideen zu spinnen und kreativ zu werden. Das ist unsere Mission. Und mit diesem Grundsatz gestalten wir unsere Angebote: Da sind zum einen die Ferienkurse zu nennen, in denen wir Kindern verschiedene Angebote machen. Ein buntes Programm – von der Erfinderwerkstatt bis zu Film- und Design-Workshops.
Und dann natürlich die Feiern!
Ja, wir feiern mit ganz vielen Kindern ihre Geburtstagspartys in unseren Räumen. Bei den Feiern der Großen (Hochzeiten, Firmenfeiern oder Sommerfeste) bieten wir den kleinen Gästen die nötige Ablenkung.
Gibt es auch Probleme, die Sie stören?
Ja, die gibt es auch. Obwohl wir, denke ich, sehr viel besser im Möglichkeiten-Sehen als im Probleme-Wälzen sind. Wir würden tatsächlich sehr gerne viel mehr Kindern die Möglichkeiten bieten, bei uns zu werkeln und ihren Erfindergeist auszuleben, als wir das momentan können. Leider ist das Finanzielle dabei oft eine große Hürde, denn als Unternehmen fallen wir leider aus fast allen Fördertöpfen raus. Bislang hatten wir noch keine geniale Idee, dieses Problem zu lösen. Wie sieht die Zukunft aus? Bunt!
Text: Mathias Schulze