Geneigte Leser*,
wie Sie wissen, sind wir ja nicht nur eine Publikation, die sich in Kultur-Journalismus versucht, sondern eben auch ein bekanntes Nachrichtenmagazin. Das erste übrigens, dem es gelungen ist, den so heftig bestrittenen Widerspruch zwischen Fake und Fakt, aufzulösen. Einen Widerspruch, der so giftig und spalterisch ist, dass er in seiner Wucht seit langem dabei ist, die Gesellschaft zu zerstören. Wie uns das gelungen ist? Das ist eigentlich ganz einfach. Sieht man sich die öffentliche Debatte der letzten Jahre an, so verläuft diese nach dem immer gleichen Schema, das sich überdies längst zum Ritual entwickelt hat: Die eine Seite schreit: „Alles Fake, Du lügst!“ Darauf die andere: „Mi-mi-mi, stimmt gar nicht, du lügst ja selber!“ Nun könnte man in jeder Vorschulklasse sehr leicht studieren, dass diese Art des Streitens zwar zu gar nichts führt, aber dennoch unsterblich scheint. Warum? Auch wenn es überhaupt nichts bringt, am Ende haben immer alle Recht. Das ist verlockend: Niemand muss aus der Komfortzone seiner Ideologie. Die Band „Käpt’n Peng“ hat dazu die passende Textzeile geliefert: „Glückwunsch, alle Mannschaften belegen den letzten Platz!“ Und so also lag für uns der Schluss nahe, ab sofort sämtliche Ideologien, Religionen und anderes Teufelszeug aus den Nachrichten heraushalten. Dann müsste doch, so die These, diese vertrackte Fake-Fakt-Dialektik aufzulösen sein. Wie uns das gelungen ist? Sehen Sie selbst. Hier ein brisantes Beispiel aus unserer Polizeiberichterstattung: „Berlin: Seitdem Cannabis freigegeben ist und der deutsche Schutzmann nicht mehr kleine JunkieWürstchen jagen muss, nutzt er die freigewordene Zeit zunehmend, um selber einen durchzuziehen. Das war zu erwarten. Dass jetzt allerdings schon in Streifenwagen angebaut wird, überrascht dann aber doch.“
Eike Käubler