Geneigte Leser*,
das mit dem richtigen Deutsch ist ja so eine Sache. Meistens eine komplizierte. Jedenfalls dann, wenn man den Duden, gewissermaßen das Strafgesetzbuch der deutschen Sprache zugrunde legt. Aber da stehen ja nur die Regeln drin. Die Norm gewissermaßen. Lustig wird es jedoch – wie so oft im Leben – erst abseits der Norm. Zum Beispiel dann, wenn man sich anschaut, was unsere Mitbürger im sächsischen Sprachraum ihren Kindern für Namen geben. Sehr beliebt bei den Mädchen beispielsweise ist Nännsie. Wenn es bei Ihnen jetzt ein wenig dauert, bis Sie verstehen, welcher Name hier gemeint ist, sind Sie sehr wahrscheinlich ein westdeutscher Wirtschaftsmigrant, der irgendwann mal in die ostdeutschen Sozialsysteme eingewandert ist – und eben auch ob seiner Herkunft jetzt den Schluss zieht – „Ha ha, ist ja einfach!“ – hier könne es sich nur um das sächsische Äquivalent zur westdeutschen „Nancy“ handeln. Leider wieder falsch. Und hier zeigt sich, wie schwer der Sprachbefähigungstest „ostdeutsch“ eben für westdeutsche Migranten ist. Eine Nännsie ist niemals eine Nancy! „Das verstehen Sie jetzt nicht?“ Tja, dann sollten wir uns das mit dem Aufenthaltstitel noch einmal überlegen. Eine Nännsie ist niemals nur ein Name. Nännsie ist sächsisches Kulturgut, eine Lebenseinstellung. Genau so wie übrigens wie Mürgoo oder Ähnriggo um mal zu den Jungsnamen zu wechseln. Wir merken uns also, dass die langweilige Norm die Norm ist, ist zwar meistens die Norm – im DIN-Land Deutschland sowieso. Etwas mehr Abweichung würde dem Land der Streber und Besserwisser andererseits aber ganz gut tun. Immerhin, in Berlin arbeitet man jetzt fleißig daran. „Das macht es auch nicht besser“, sagen Sie? Stimmt, aber wenigsten lustiger. Als Olaf Scholz neulich wiedereinmal nicht erklären konnte, wohin er das Land steuern will, haben es entnervte Journalisten kurzerhand mit einer deutlich einfacheren Frage versucht: „Herr Bundeskanzler, wie eigentlich kommt man nach Lüdenscheid?“ Seine Antwort:
Eike Käubler