Geneigte Leser*,
derzeit gibt es ja da diese Wählerumfragen: AfD 20 bis 25 Prozent. Und die Blauen jubeln. Ob sie wissen, was sie da bejubeln. Die meisten offenbar nicht. Beziehungsweise, ganz sicher nicht. Denn da gibt es ja noch dieses AfD-Paradox. Es besagt, dass die meistens der potentiellen AfD-Wähler gerade dabei sind, fröhlich an ihrer eigenen Grube zu schaufeln. Ganz neu ist diese These nicht, doch ist sie nun erstmals durch eine Studie das Instituts für Wirtschaftsförderung (DIW) wissenschaftlich belegt worden. Ergebnis: AfD-Wähler, selbst meist von geringem Einkommen und sozialem Status, würden eine extrem neoliberale Politik bekommen, die massiv den Sozialstaat kürzt, Minderheitenrechte beschneidet und den Markt weitestgehend unreguliert machen lässt. Ergo – und da versteckt sich die wahre Pointe, Zitat DIW: „Es käme es zu einer Umverteilung von Einkommen und sozialen Leistungen von AfD-Wähler*innen hin zu den Wähler*innen anderer Parteien.“ Um das zu übersetzen, liebe Freunde der blauen Dexit-Partei: „Ihr wählt die AfD um denen da oben eins auszuwischen. Oh, das fühlt sich gut an! Endlich zeigt Ihr es denen mal! Doch die, die Ihr da wählt, werden sich ihre Politik bezahlen lassen. Teuer. Und das Geld dafür holen sie sich von Euch.“ Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich an dieser Stelle kaputtlachen: Aber zum Lachen ist das nicht. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Stichwort, der Zusammenhalt in diesem Land. Wer sich anschauen möchte, wo neoliberale Marktpolitik endet, sollte heute mal nach GB schauen: Oberschicht vs. Prekariat. Grassierende Armut in allen Facetten. Und dazwischen? Desinteresse, Zynismus. Und ein untoter Kasper namens Boris Johnson. Furchtbar! Was kann man tun? Gar nicht so wenig. Zunächst mal sollten sehr viele Menschen in diesem Land ihr Verständnis von Politik checken. Es ist weder konstruktiv noch besonders mutig in Social-Media-Blasen rumzupöbeln. Rumpöbeln macht hässlich und ist bestenfalls Simulation von Beteiligung. Um Beteiligung geht es aber. Politik ist nicht irgendwas da oben. Politik, das bin ich, das bist Du. Demokratie braucht, das alle mitmachen. Sonst wird das nix! Eike Käubler