Geneigte Leser*,
was zur Zeit in diesem Land passiert, ist ein krasser Stresstest. Und speziell auf den Osten der Gesellschaft bezogen der heftigste Stresstest seit ‘89. Ausgang ungewiss. Natürlich ein Krieg, wenn auch nur in unmittelbarer Nachbarschaft, bedeutet immer Stress. Warum aber rücken wiedereinmal die Ostdeutschen so in den Focus? Wie kann es sein, dass hierzulande immer weniger Empathie und Solidarität mit mit der Ukraine vorzuherschen scheint. Und stattdessen immer häufiger Verständnis für den Agressor? Liegt es wirklich daran, dass so mancheiner an der Komplexität der Dinge scheitert. Dann sollte man noch einmal daran erinnern, dass die Grundfrage in keinster Weise komplex ist. Sie lautet: Bin ich dafür oder dagegen, dass ein Land ein anderes – einfach so – überfallen darf, in der er-klärten Absicht, es zu vernichten? Nun lebe ich in einem Land von dem ich erwarte, dass 80 Prozent der Bevöl-kerung diese Frage ganz klar mit „Bin dagegen!“ beantwortet. Der Rest sind Nazis und anderwetig Verstrahlte. Aber die 80 Prozent erodieren gerade. Was ist passiert? Wieso versagt das, was eigentlich so einfach ist, was wir schon als Kinder lernen? Was gut ist, was böse, dass man dem Schwächeren hilft. Wo ist mit unserem moralischen Kompass? Totalschaden?! Weil es eventuell ein wenig ungemütlich im deutschen Winter ‘22 werden könnte? Angesichts dessen was den ausgebombten, massakrierten und geplünderten Ukrainern in den nächsten Monaten bevorsteht, gibt es dafür nur ein Wort: Beschämend!
Und weil der links-rechts-nationale Montagsdemonstrierer ja aber auch eine ach so sensible Seele ist, möchte er sich gar nicht schämen. Er möchte auch auf der richtigen Seite stehen. Und also wird aus böse gut gemacht: da führen die Nato und die USA diesen Krieg gegen Russland. Da bricht die deutsche Regierung einen beispiellosen Wirtschaftskrieg gegen Russland vom Zaun etc.. Klassische Schuldumkehr ist das. Ein Spiel, was Putin seit Monaten spielt. Der sitzt derweil im Kreml, schaut auf den wachsenden deutschen Protest und freut sich, dass sein Plan aufgeht. Traurig …!
Eike Käubler