Geneigte Leserinnen*,
gleich nun ist Bundestagswahl. Der höchste Feiertag der Demokratie gewissermaßen. Da kann man schon mal sehr aufgeregt sein. Ich jedenfalls spüre schon dieses gewisse Kribbeln? Wie vor dem Elfmeterschießen. Denn im Grunde ist der Wahltag ja zu einer Art politischem Elfmeterschießen geworden, seitdem sich offenbar abertausende Menschen einen Spaß daraus machen, wenn sie von Demoskopen nach ihrem Wahlverhalten gefragt werden. Einmal gibt es da unsere rechtspopulistischen Freunde. Für die sind, wenn sie sich überhaupt befragen lassen, Umfrage-Institute Teil der Eliten, die aus prinzipiellen Gründen anzulügen sind. Ein bisschen Sabotage kann ja nicht schaden. Eine andere Gruppe von Befragten wiederum bestätigt den dringenden Verdacht, dass der Teil der Bekloppten in diesem Land eher nicht kleiner wird. Geschickte Nachwahl-Befragungen eben dieser Gruppe haben ergeben, dass die Zahl derer immer größer wird, die munter Angaben machen, welche Partei sie wählen, immer aber schon Nichtwähler waren und auch im Traum nicht daran dachten, zur kommenden Wahl zu gehen. So wird das nix mehr, liebe Demoskopen. Ihr könnt einpacken bzw. einen Glaskugel- Handel eröffnen. Ingo Zamperoni kommt dann immer vor seiner Sendung und guckt was so im Angebot ist. In der Sendung selber orakelt er dann präzise an allen Wahrscheinlichkeiten vorbei, wirkt hinter seiner dicken Glaskugel aber noch hübscher als heute – finden die Damen jedenfalls.
Die Gewissheiten vor dieser Wahl sind also kleiner geworden. Jedoch es gibt sie noch. So dankt unsere Staatsratsvorsitzende nach nur 16 Jahren ab und der aktuelle Kanzlerkandidat der SPD heißt so wie der letzte aussah. Oder war es umgekehrt? Schulz, Scholz, Zamperoni? Ach, was weiß ich. Apropos wissen, neulich wusste ich tatsächlich mal etwas. Als mich die Demoskopen eines Wahlforschungsinstitutes anriefen, fragten sie mich: „Was würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre …?“ Dumme Frage, dachte ich und antwortete: „ … Tatort gucken“. Was denn sonst, ist ja schließlich Sonntag. Wenn Sie, verehrte Leser, das anders sehen, von mir aus. Sie können wählen was Sie wollen – außer Nazis. Das tut man nicht!
Eike Käubler