Das letzte Wort in diesem Monat hat die Musikerin Nadine Maria Schmidt, deren neues Album „Die Kinder an unseren Händen“ im nächsten Jahr erscheinen soll. Zudem hat sie gerade ein Musikvideo zum Thema „Pflege“ veröffentlicht, in denen Menschen aus der ambulanten, stationären und häuslichen Pflege zu Wort kommen
Wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Durch meinen Beruf war ich schon in vielen Städten unterwegs, doch in keiner Stadt ist mir aufgefallen, dass die Menschen so viel lächeln wie hier. Sie lächeln mich direkt an oder auch einfach in sich hinein, sie pfeifen auf Fahrrädern, singen lauthals ihren Lieblingssong mit und lachen, wenn man sie dabei „erwischt“. Man schaut sich noch an. Und manchmal ist es dieses kleine Lächeln eines fremden Menschen auf dem Weg ins Büro, zum Einkaufen, zur Schule oder wieder nach Hause, das einem den Tag verändert und ab und an sogar rettet. Dieses Gefühl, nicht allein zu sein in dieser großen Stadt, die jeden Tag immer größer wird. Gerade in diesen Tagen.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
„Leipzig, bewahre dir deine Vielfalt!“, würde ich gern an die Wände vieler Viertel schreiben wollen. Die immer steigenden Mieten verdrängen die Menschen aus den Vierteln, die sie so attraktiv gemacht haben. Das beste Beispiel der Vergangenheit ist Plagwitz. Mitten in der Entwicklung dahin ist beispielswiese Lindenau. Als ich 2005 zum Studium nach Leipzig kam, wurde ich immer gefragt: „Lindenau? Wo ist denn das? Laufen da nicht die Rechten rum?“ Ja, das war damals so, und ich wusste, wo ich mit meinem damals noch roten Haaren, Dreadlocks, Piercings und hippieesken Äußeren besser nicht langfuhr. Heute ist das ganz anders: Studentinnen, Künstlerinnen, junge Familien, verschiedenste Sprachen schallen durch die Straßen. Lindenau ist schon lange „hip“ geworden und damit auch bunt. Der letzte Schritt der Gentrifizierung ist aber bereits im vollen Gange. Es wird hochwertig saniert, restauriert, teure Wohnungen entstehen. Die Mieten steigen weiter. Genau da sage ich: Leipzig, mach es anders! Vielfalt statt Profit!
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Leipzig nach der Corona- Zeit anders sein?
Ich hoffe auf eine positive Veränderung in der Wertschätzung der Zwischenmenschlichkeiten, der Gesundheit – auch die der Anderen – sowie der Live-Kultur.
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Ich möchte die Sendung „Tanner trifft“ im Sachsen-Fernsehen und „Die Liedertour“ empfehlen. Hinter diesen Formaten stecken wahre Pioniere unserer Leipziger Kulturszene: Volly Tanner sowie Frank Oberhof.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Bewahrt euch eure Liebe! Denn das, was uns glücklich macht, kostet kein Geld.
Text: Max Feller