Das letzte Wort im November hat der Leipziger Saxophonist, Sänger, Beatboxer, Komponist und Arrangeur Daniel Barke, der in der Vokalgruppe „Voxid“ aktiv ist und auch Workshops für Pop-Chöre und A Cappella-Musik gibt
Hallo, Daniel, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Leipzig ist jung, sexy, lebendig, erfolgreich und offenherzig. Man mag auf österreichische Limo stehen oder nicht, aber das, was im Stadion vorgelebt wird, wie clever dort Erfolg in die Wege geleitet wird, das gilt für eigentlich alle Bereiche und Branchen in dieser Stadt. Das kulturelle Angebot ist einfach himmlisch, und die zauberhaften Fassaden zeigen Äußerlichkeiten, welche von inneren Werten bestätigt werden.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Da muss ich tatsächlich eine Weile überlegen, kann aber anführen, dass ich die gelegentlich auf dem Gehweg geparkten Ferraris vor der Feinkost auf der Karli, gepaart mit allerhand Klientel, welches eher auf einer Modenschau schaulaufen sollte, etwas befremdlich finde im subkulturell urbanen Süden. Ich hoffe, dass das nicht der erste von hundert Schritten ist, die Südvorstadt mal Richtung „Berlin-Zehlendorf-Style“ zu bewegen. Was ich sehr schade finden würde.
Welche Dinge sind für Sie in Leipzig nach den Lockdowns spürbar anders geworden?
Endlich kann man – fast überall mit Karte zahlen. Ansonsten hat sich Leipzig für mich wenig verändert, indem es sich quasi permanent verändert: Die liebevolle Bauwut der Instandhaltung und Sanierung, die seit den 20ern tobt, macht die Stadt für mich zu einer der attraktivsten in Deutschland. Weiterhin und mehr denn je.
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
An dieser Stelle möchte ich mit ganzem Herzen dazu einladen, sich Tickets für das Vokalrausch-Festival am 3. Advent im Kupfersaal zu sichern! Die internationalen Vocal-Jazz-Überflieger ‚Accent‘ kommen nach Leipzig, welche spätestens seit ihrem Auftritt mit Jacob Collier in aller Munde sind. Auch die Leipziger ‚Quintense‘ mischen mit. Der Kenner erkennt, dass ich an diesem Konzert nicht ganz unschuldig bin. Ich verspreche mutig, dass ich am Ende des Abends jedem sein Geld zurückgebe, der nicht beseelt aus diesem Festival-Tag am 17. Dezember heraus schlendert.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Wir leben in einer Welt, in der große Veränderungen passieren sollten, welche dann leider aber nicht spurlos an unserem Alltag vorbeiziehen können, seien dies aufkommende Kriege, wachsender Klimawandel oder weniger Schokolade im Küchenregal. Bevor man da leichtfertig über alles und jeden wettert, wünsche ich mir, dass wir Menschen dafür mehr Verständnis und Akzeptanz aufbringen können, um die Dinge zu tun, die getan werden müssen.
Text: Max Feller