Das letzte Wort im Juli haben wir der Leipziger Sängerin der Band „Frau Lehmann“, Fiona Lehmann, erteilt und damit einer Künstlerin, die schöne Einsamkeits- und Thekenlieder zu bieten hat. Wie das klingt? „Man sagt eben doch wieder Element of Crime und Isolation Berlin, weil Dylan Thomas nicht so hip klingt“, beschreibt ihr Leipziger Label „Dran
Hallo, Frau Lehmann, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Dass eine doch eher durchhaltende Stimmung überwiegt, die sich auch in den letzten Wochen durch kulminierende Ereignisse nicht gänzlich erschüttern ließ. Wenn ich in eigenen Gedankenkreisen festhänge und mir manchmal etwas abgeschnitten vorkomme, finde ich in irgendeinem Viertel der Stadt meist Leute, denen es ähnlich geht und die beispielsweise über kulturelle Aktivitäten Kontakt aufnehmen und Gemeinschaft suchen. Das freut mich, wenn ich das Gefühl habe, dass gerade der hedonistische Kulturbetrieb derzeit nicht ohne ein gesellschaftliches Hinterfragen möglich ist.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Ich halte nicht viel von Tadel und einer Stadt würde ich pauschal auch nichts raten, aber ich wünsche mir mehr soziale Wärme und mehr Verständnis für abweichende Lebensentwürfe. Die Stadt als politische Institution sollte dringend so etwas wie Taskforces in den Bereichen Schule und Bildung, Immobilien und psychiatrische Notversorgung bilden, denn an den unteren Rändern geht es den Menschen zu schlecht, als dass wir es uns gutgehen lassen dürfen. Obdachlose, Alte und vor allem Armut, da muss überall wieder mehr geschehen. Nicht bei den Innenstädten, die sind nur das Symptom.
Welche Dinge sind für Sie in Leipzig nach den (Corona)-Lockdowns spürbar anders geworden?
In der Veranstaltungsbranche kristallisiert sich anhand der niedrigen Vorverkaufszahlen eine beängstigende, spürbare Veränderung heraus. Ich denke, die Leute wollen gerne zu unseren Konzerten, können sich das aber nicht mehr so oft leisten. Warum möglicherweise dieselben Menschen dann Unsummen für die Mega-Acts und Festivals ausgeben, versteh ich allerdings auch nicht.
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Die „Cammerspiele“ sind ein toller Ort für geistigen Input und Diskurs-Updates. Seit Neuestem ist auch das geheimnisvolle „Zuson-A“ eine wichtige Adresse für mich. Neben Schreibwerkstatt und musikalischem Labor, treibt dort der Mega-Konzern „Zuson-A“ sein verschwörerisches Unwesen.
So, und jetzt wirklich, Ihr letztes Wort lautet:
Das Unglück muss zurückgeschlagen werden.
Text: Max Feller