Das letzte Wort in diese Ausgabe haben wir der Leipziger Jazz-Posaunistin Antonia Hausmann erteilt. Hausmann ist nicht nur in verschiedenen Bands aktiv – beispielsweise Karl die Große und Trio.Diktion. Unlängst hat sie zudem ein traumschönes Album namens „Teleidoscope“ veröffentlicht
Hallo Antonia, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Ich war sehr beeindruckt, wie schnell sich die Leipzigerinnen und Leipziger selbst organisiert und zusammengetan haben, um sofort für die ankommenden hilfesuchenden Menschen aus der Ukraine da zu sein. Gleich anzupacken, anstatt lang auf Entscheidungen zu warten. Da gibt es beispielsweise das „Arrival-Team“ der Initiative Leipzig, das Projekt-Café „Space Leipzig“ vom soziokulturellen Zentrum „Die Villa“ und noch viele mehr. Es wird immer noch täglich Essen gekocht und eingekauft, es werden Pläne geschrieben, wer wann vor oder nach der Arbeit mit anpackt. Es werden Spenden, Fahrten oder Mahlzeiten organisiert. Das alles mit sehr viel Durchhaltevermögen, Kraft, offenen Armen und ohne Blick auf die Uhr. Ein riesiges Kompliment für all die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer!
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Das Wort „Tadel“ finde ich etwas schwierig, oder zu harsch, aber ich würde doch gern ansprechen, dass ich mir mehr Mülleimer in den Stadtteilen wünschen würde. Ich bin zum Beispiel öfter mal in den Stadteilen Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg oder einfach im Auwald unterwegs. Dass es da so ausgesprochen wenig Möglichkeiten gibt, Abfall zu entsorgen und gleichzeitig zu sehen, wie oft Müll in Hecken, auf Fußwegen oder den Straßen liegt oder in Tierbäuchen, oder Schnäbeln landet, stimmt mich ärgerlich und traurig. Das empfinde ich als sehr stark verbesserungswürdig.
Welche Dinge sind für Sie in Leipzig nach den (Corona) - Lockdowns spürbar anders geworden?
Mittlerweile ist doch schon wieder recht viel Normalität zurückgekehrt, auch wenn ich öfter noch eine gewisse Vorsicht, Zurückhaltung oder Distanz spüre.
Und welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Ich will ungern einen Ort oder eine Bühne hervorheben, sondern den Leserinnen und Lesern ans Herz legen, auf möglichst viele Konzerte, ins Theater, zu Lesungen, Puppenspielen oder in die Clubs zu gehen – egal, ob kleine oder große Veranstaltungen. Die ganze Kulturszene vor, hinter und auf den Bühnen ist durch die Pandemie mit am stärksten betroffen. Und um wieder gut auf eigenen Beinen stehen zu können, benötigen alle ein interessiertes, unterstützendes und wertschätzendes Publikum.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Spread Love! Und bleibt zuversichtlich!
Text: Max Feller