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Das letzte Wort in diesem Monat hat der Leipziger Musiker, Komponist und Songwriter Richard Limbert. In seinen eigenen, anekdotische Liedern erkennt man die Handschrift eines wahren Folkloristen. Limbert bewegt sich in der US-amerikanischer Folk- Tradition. Gerne taucht er spontan in den Leipziger Kneipen, Hinterhöfen oder Parks auf. Auf seiner Facebook-Seite (@richard.limbert.music) werden die Auftritte angekündigt
Hallo Richard, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Leipzig wacht gerade aus seinem Winterschlaf auf. Gerade diese Zeit finde ich hier besonders schön, weil man sieht, wie alles aufblüht. Und das meine ich nicht nur botanisch. Im Spätfrühling werden die Bierbänke rausgestellt und man fühlt neue Energie durch die Straßen strömen. Nach zwei Dürrejahren der Pandemie habe ich auch das Gefühl, dass Leipzig seine eigene Kulturszene endlich wieder richtig kennenlernen will.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Obwohl Leipzig eine Stadt der Kunst und Kultur ist, habe ich das Gefühl, dass die Szene nicht so richtig geeint ist. Als Neuling musste ich mich hier 2013 noch sehr mühsam einfinden. Da gibt es nicht die Person oder den Club, den man kennen muss. Oft tappt man in Leipzig im Dunkeln. Ich komme aus dem schönen Sankt Augustin bei Bonn. Bonn hatte zum Beispiel eine sehr kleine, aber dafür eine geeinte und gemütliche Musikszene. Da war man schnell drin. Aber was soll man sagen? Man wächst eben an seinen Aufgaben. Währenddessen gibt es in Leipzig wenige Szenen kleinerer, freakigerer Musikrichtungen und Künste. Ich finde die Singer- Songwriter hier ja sehr toll. Aber wo sind zum Beispiel Country, Folk oder auch Stand-up-Comedy?
Was wird in Leipzig nach dem Lockdown anders sein?
Ich glaube so mächtig viel wird sich gar nicht ändern. Aber die Leute werden Live-Konzerte und den Gang in die Eckkneipe nebenan vielleicht etwas mehr wertschätzen.
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Vor allem die Musikorte der Stadt kann ich empfehlen: Da wo noch ganz fassbare Musik gemacht wird – abseits der Stadien. Im „VILLAkeller“ in der Lessingstraße 7 findet jeden Montag eine Open- Stage statt, bei der ich immer gerne spiele und mich mit dem Barkeeper Lars über Gott und die Welt unterhalte. Das Seeklang- Festival, das von der Kulturwerkstatt „KAOS“ und dem Verein „Leipziger Liederszene“ organisiert wird, ist ein schönes Musikfestival in der Nachbarschaft, bei dem ich im August selber spiele. Im „Zum Wilden Heinz“ in Lindenau kann man gemütlich bei einem Bier lokalen Songwritern und Bluesmusikern lauschen. Aber es lohnt sich auch gerade das Klassische: Geht mal in die Stadtbücherei oder ins Stadtgeschichtliche Museum! Als geborener Feinschmecker ist für mich Essen ein ganz großer Teil der Kultur. Ich war neulich mit meiner Freundin im Restaurant „Pie Maker“ in der Karl-Liebknecht-Straße 70. Da macht der einzige Pie-Maker Deutschlands richtig zünftige britische und irische Pies mit Schwein in Guinness-Sauce. Wonderful!
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Habt keine Angst, auch mal langweilig zu sein.
Text: Max Feller