topicslam.de, www.blueten-staub.de
Das letzte Wort in diesem Monat hat die Leipziger Autorin und Bühnenpoetin Josephine von Blütenstaub. 2019 ist ihr Debüt „Nachtschattengewächse“, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Bühnentexten, erschienen. 2020 wurde ihr dafür vom Land Sachsen-Anhalt der Klopstock-Förderpreis verliehen. Und am 26. April findet endlich wieder ein Topic Slam mit ihr im Beyerhaus statt. Start ist um 20 Uhr, das Thema heißt dann „Nerd Slam“.
Wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Einerseits heiße ich die Veränderung der Infrastruktur gut. Mehr Radwege und Extraspuren für Radlerinnen – das beruhigt nicht nur den Verkehr, sondern macht die Stadt sicherer und grüner. Einen großen Verdienst daran haben die Ökolöwen und ihr Engagement – Hut ab! Andererseits finde ich die Hilfsbereitschaft gegenüber den Ukrainerinnen bemerkenswert. So viele Leipzigerinnen spenden und zeigen sich solidarisch, scheinen aus der Passivität des Lockdowns erwacht. Das ist schön und begrüßenswert.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
So löblich ich die Solidarität mit der Ukraine finde, hat sie doch für mich auch einen bitteren Beigeschmack. Wie müssen sich unsere Mitbürgerinnen aus Syrien, Afghanistan und Co. fühlen? Ich hätte mir gewünscht, dass es bereits 2015/2016 solche Solidarität mit Geflüchteten aus anderen Kulturkreisen gegeben hätte.
Welche drei Dinge werden in Leipzig nach der Corona-Zeit anders sein?
Ich denke, die Kulturlandschaft wird nicht mehr dieselbe sein. Viele kleinere Veranstaltungen, die stets ohne Förderungen auskamen, könnten zur Seltenheit werden. Ich als Veranstalterin habe mich schon mehrfach gefragt, ob es sich zukünftig überhaupt noch lohnt, Kulturveranstaltungen zu organisieren. Auch befürchte ich, dass das Ausgehen weniger unbeschwert sein wird, durch die Inflation und die damit gestiegenen Preise. Zugleich kann ich mir vorstellen, dass die LeipzigerInnen lokale Geschäfte, Kultureinrichtungen und Bars mehr zu schätzen wissen und eine höhere Bereitschaft haben, diese und ihren Erhalt zu unterstützen. Meine große Hoffnung ist zudem, dass sich durch die Corona-Krise die Innenstadt wandelt und der Leerstand sinnvoll genutzt wird, um die City jenseits des Shoppings wieder attraktiver zu gestalten.
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Die „Niemeyer Sphere“ auf dem Gelände der Spinnerei ist wohl die interessanteste „Neu“-Entdeckung, die ich mir in den letzten Monaten angesehen habe. Der Besuch dieses architektonischen Wunderwerks lohnt sich!
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Haltet zusammen!
Text: Max Feller