Paula Carolina, 23. November, Moritzbastei, 20 Uhr
Paula Carolina ist noch recht neu im Musikbusiness. Mit deutschen Texten knallt sie uns eine erfrischende Mischung aus Indie, Pop, Rock und Neuer Deutscher Welle um die Ohren. Gekleidet wie ein cooler Skaterboy trifft sie rotzig dasjenige, was man wohl Zeitgeist nennt. Vertont sind großen Themen wie Weiblichkeit, Liebe, Sex oder Billig-Wein von Edeka. Nun geht es zum ersten Mal auf Solo-Tour, die unter dem schönen Titel „Es zieht im Paradies!“ auch in die Leipziger Moritzbastei führt. Grund genug, bei Carolina nachzufragen
Hallo, Carolina, als ich mich umgeschaut habe, wer Leipzig im November beehrt, habe ich Deine Musik angeklickt. Bis ich wusste, dass ich Dir eine Interviewanfrage stelle werde, hat es nur wenige Sekunden gedauert. Die Musik ging sofort rein, zündete was an, war treibend, dynamisch und rotzfrech. Wie macht man das, dass Musik die Fähigkeit hat, einen sofort anzufixen? Und welche anderen Komplimente haben sich die letzten Monate so angesammelt? Haha, das ist eine gute Frage! Wir suchen die Antwort. Wenn ich die Antwort drauf wüsste, wäre meine Musik nicht mehr so intuitiv – und sie würde wahrscheinlich nicht mehr so viele Menschen etwas fühlen lassen. Ich glaube, was für mich bei Musik sehr wichtig ist, ist die Publikumsreaktion. Und mittlerweile schreibe ich sehr viel mehr für Live-Momente. Ich probiere im Studio aus, ob man darauf springen oder tanzen kann und stelle mir vor, was alles passieren kann. Okay, fangen wir mal von vorn an. Vielleicht fallen Dir zwei, drei knackige Sätze ein, die dich kurz charakterisieren und vorstellen? Ich bin Paula Carolina. Ironisch, weltinteressiert, intuitiv und trotzdem permanent am Nachdenken. Die Reihenfolge ist dabei so egal, wie mein derzeitiger Wohnsitz, weil ich eh nie zuhause bin. Die schöne Klassiker-Frage, wie man zur Musik kam, ist im Pressetext schon ein bisschen beantwortet. Dort steht, dass Du Kratzer in die NDW- und Jazzplattensammlung deines Vaters gehört hast. Okay, aber warum springst du nun selber ins Rampenlicht? Ist das ein Drang, eine gefühlte Notwendigkeit, ein Geltungsbedürfnis oder der pure Kick des Auftretens? Gute Frage. Das mache ich einfach schon, seit ich denken kann. Schon als meine Mutter klein war, hat sie auf Bühnen gestanden und getanzt. Und das hab ich auch gewollt. Und aus Tanz, Musicals, Klavierkonzerten und Chor-Auftritten wurde dann irgendwann mein Projekt. Ich habe mich schon immer auf einer Bühne sehr wohlgefühlt, dort konnte ich mich schon immer sehr gut ausleben. Am meisten mache ich meine Konzerte aber, weil ich mit sehr vielen Menschen im Raum Spaß haben kann – und ich gerne glückliche Menschen sehe. Das ist eine schöne Lebensaufgabe. Du hast für die Musik Dein Politikstudium abgebrochen. Erzähle mir als alten Magister doch mal bitte, was man heute im Bachelor-Master-Studiengang „Politik“ lernen kann? Ich habe auf Lehramt Sozialkunde und Englisch studiert. Später dann noch Deutsch und Musik. Und auch wenn ich dort viel gelernt habe, lerne ich, seit ich nicht mehr im Hörsaal sitze, dreimal so schnell. Ich glaube, ich bin keine Person, die gut lernt, wenn es ihr vorgekaut wird. Und deswegen liebe ich meine Selbstständigkeit gerade sehr. Vokuhila, gekleidet wie der coole Skaterboy in der Nachbarschaft. Ist das ein nahtloser Übergang vom Alltagslook ins Musikbusiness? Oder ein extra ausgewählter Stil? Das ist mein Kleiderschrank, den ich in jeder Lebenslage trage und in dem ich mich sehr wohl fühle – haha! Trotz Kunst versuche ich in meinem Projekt immer ich selbst zu bleiben. Sonst habe ich irgendwann das Gefühl, persönlich nicht mehr auszureichen. Warst Du schon einmal in Leipzig? Warum sollte man Dein Konzert nicht verpassen? Ja, ich war schon oft in Leipzig. Gespielt habe ich in Leipzig schon mit Mayberg im Täubchenthal. Ich weiß nicht, was Deine Meinung über meinen Konzert sein wird. Und in die Zukunft sehen, wie das Konzert verlaufen wird, kann ich auch nicht. Was ich aber weiß, ist, dass wir auf unseren Konzerten immer einen riesigen Berg an Spaß mit dem Publikum haben und dass wir sehr viele verrückte Ideen zur Tour mitbringen. Darunter ein Bühnenbild inklusive Ampeln und rauchenden Straßenpylonen. Meine Band und ich freuen uns sehr auf die Tour. Es ist immerhin für immer unsere erste Tour. Ich bin gespannt!
Text: Mathias Schulze