Fiddle Folk Family und die Stepptänzerin Lysann Rücker, 25. August, naTo, 20 Uhr, www.fiddle-folk.de
Die „Fiddle Folk Family“ aus Göhrenz im Landkreis Leipzig hat gerade das zackige Album „Freaky Folks“ herausgebracht. Die Familienband bestehend aus Eltern, Söhnen und manchmal auch Enkeln spielt frisch-frechen Folk, irische Tänze, Bluegrass und Country-Musik aus Amerika. Alberne Alliterationen, ein paar schlechte Witze und eine großen Portion Spaß sind auch mit dabei. Im August kommen Andreas, Bettina, Felix, Simon und Stephan Klingner in die Leipziger naTo. Laut eigener Aussage – und das stimmt auch – ist das bisherige Fehlen eines Grammy-Awards einzig und allein auf die familiäre Bescheidenheit zurückzuführen. Grund genug, bei Stephan Klingner nachzufragen
Hallo, Stephan, zunächst: Können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Wir sind eine Familienband aus dem Großraum Leipzig, die Folk aus aller Welt spielt und alberne Alliterationen schätzt.
Eine Familienband. Da liegt die zweite Frage auf der Hand: Wie entsteht denn so etwas Schönes?
Gewalt oder Gier (lacht). Nein, kleiner Scherz. Es ist, wie so vieles, einfach gewachsen. Die Eltern haben schon immer Musik gemacht, und da mussten die Kin- der eben mit. Gleichzeitig haben alle Kinder mindestens ein Instrument gelernt, man hatte mit der Band als Kind gleich einen Anwendungsfall und so kam eins zum anderen.
Und wie haben Sie sich auf die Musik geeinigt?
Sicherlich geprägt durch frühkindliche Erfahrungen – oder genetische Prädisposition? – konnten wir uns eigentlich ohne viele Diskussionen auf Folk einigen. Gleichzeitig bietet dieses Genre aber auch den Raum, unsere vielfältigen musikalischen Vorlieben abseits vom Folk einzuarbeiten.
Wenn „normale“ Bands sich streiten, können Sie getrennte Wege gehen. Das ist bei Ihnen schwierig. Welche Vorund Nachteile spüren Sie bezüglich der Familienkonstellation?
Großer Vorteil ist, dass man sich die sonntägliche Zusammenkunft mit Kaffee, aber ohne tiefgründige Gesprächsthemen spart – wir sind am Wochenende eh meistens als Band unterwegs und haben auch genügend zu besprechen. Gleichzeitig ist genau das auch die Herausforderung, denn wenn muggentechnisch viel los ist, fehlat genau dieser entspannende, familiäre Rückzugsort. Aber wir kennen uns alle schon lange – ein ganzes Leben – und haben, glaub’ ich, eine resiliente Form der Zusammenarbeit gefunden (lacht).
Es gibt eine Menge DDR-Erfahrung in Ihrer Familie. Wie reden Sie heute darüber? Welche Sichtweisen gibt es in der Familie?
Die Bandaktivitäten der Eltern mit „Tonkrug“ definierten wie gesagt gewissermaßen den Startpunkt für die „Fiddle Folk Family“. Ansonsten war die Zeit geprägt von der Jagd nach (guten) alten Instrumenten, nach interessantem Liedmaterial und Kontakten zu Gleichgesinnten. Und noch heute ist die ehemalige DDR-Folkszene gut vernetzt, und wir spielen auf Instrumenten aus Markneukirchen. Es gab also Dinge mit Bestand.
Schauen wir mal auf die Auslandsreisen: Welche Erfahrungen waren prägend? Gibt es eine besonders schöne Geschichte rund um die Fahrten und Auftritte?
Also wirklich „prägend“ war da, glaub’ ich, nichts, aber das ist ja sowieso zweischneidig – und eine Welttournee haben wir noch nicht absolviert. Ansonsten hatten wir einige schöne Konzerte und Reisen im Ausland, unser regelmäßiger Rückzugsort zum Urlauben und Proben ist aber in Polen – da geht’s bald auch wieder hin.
In der Pressemitteilung ist viel von schrägen Typen die Rede. Was ist das eigentlich? Woher kommt diese Vorliebe?
Das ist das Thema unseres aktuellen Albums – fast alle Lieder besingen positiv verrückte Personen. Wir haben dafür keine Vorliebe, sondern empfanden die unbekümmerte Leichtigkeit von „Freaky Folks“ als willkommene bis notwendige Auflockerung im verhärteten gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Das klingt jetzt sehr verschwurbelt – es soll einfach als Aufruf zum entspannten Mensch-Sein verstanden werden.
War Leipzig bisher nett zu Ihnen?
Na ja, eine Stadt ist ja meistens nicht nett oder schlecht – die Menschen machen die Musik. Und in der Hinsicht fühlen wir uns im Großraum Leipzig eigentlich gut aufgehoben.
Welche Pläne und Ziele gibt es?
Weiter viele schöne Konzerte spielen, vielleicht auch mal etwas weiter weg. Das nächste Album herausbringen – Weihnachtslieder! – die nächste Generation in die Band integrieren (üben, üben, üben). Und vielleicht unsere Social-Media-Aversion in den Griff kriegen. Aber da hat sich bisher noch kein Freiwilliger in der Familie für eine Therapie gefunden.
Beenden Sie abschließend bitte folgenden Satz: „Glück ist …
… ein Wald, ein Lagerfeuer, ein Wein und doppelt so viele Instrumente als Leute. Wobei manche von uns vielleicht Wein und Instrumente tauschen würden.
Text: Max Feller