„MischnImPossible – zwei Deppen im Duo“ heißt eine Veranstaltung am 15. Juli in der naTo, zu der Johannes Kürschner und Franz Müller, zwei Weltreisende im Krankenfahrstuhl, vorgeladen haben. Grund genug, bei den gebürtigen Dresdnern nachzufragen
Schon das Lesen der Veranstaltungsankündigung lässt mich vor Lachen vom Stuhl fallen. Da stehen solche Sätze: „Sommer 2020. Corona. Lockdown. Tristesse. – Zwei Ossis, eine fixe Idee, ein Krankenfahrstuhl und 7.000 km bis zur letzten Bratwurst vor Amerika.“ Bitte was? Könnte ich um ein paar Erläuterung bitten?
Kürschner: Na ja, ist eigentlich für uns ganz logisch. Um aus der Corona-Depression zu entfliehen, sucht das kreative Hirn gern nach Wegen ins Glück. Es war also klar, dass ein zweitaktmotivierter Ausbruchsversuch Richtung Süden geplant werden musste. Also wurde kurzerhand ein Krause-Duo-Dreirad gekauft, aufgemotzt und dann ging es zu zweit los – Richtung Südwest Portugal zur letzten Bratwurstbude vor Amerika und zurück.
Ähm, ja, verstehe. Super! Und was haben Sie so erlebt? Welche Erfahrungen, ob schlecht oder gut, haben Sie denn mit nach Hause gebracht? Besonders skurrile oder bewusstseinserweiternde Geschichten nehme ich gern!
Müller: Wir hatten ja nur einen Monat Zeit für die ganze Aktion, da mein Sohn uns zu seinem ersten Geburtstag eingeladen hatte. Und ich glaube, selten so einen ereignisreichen Monat gehabt zu haben. Zwei Begegnungen mit der Autobahnpolizei, die zum Glück glimpflich ausgingen, gehören da ebenso dazu wie der Kontakt zu Einheimischen – ohne die Sprache zu beherrschen. Und auch bei solchen Zusammentreffen kann man eben echt verrückte Typen und KFZ-Begeisterte treffen und mit Hand und Fuß lebhaft über die Zweitakttechnik philosophieren. Aber wirklich bewusstseinserweiternd war nur die Erkenntnis, dass man es mit so einem Schaukelstuhl fast 7.800 Kilometer weit bringen kann. Das haben vorher nur wenige unsere Bekannten für möglich gehalten und vor allem nicht in dieser kurzen Zeit.
Wunderbar!
Kürschner: Für mich war das Feeling, einmal mit dieser Krücke auf die portugiesische Kartbahn fahren zu dürfen, fast das Größte. Natürlich war auch das ganze Gefühl der Freiheit mega, denn wir haben immer unter freiem Himmel gepennt, genau an dem Ort, wo die Fahrt für diesen Tag zu Ende war. Getrübt wurde diese Freiheit leider nur durch die Corona-Einschränkungen, die unsere Reisefreiheit in Europa mehr als nur einmal einschränkten, aber natürlich wiederum für lustige Lösungen und Wege sorgten. „Es wird – wie immer – ä viehsches Programm in feinstem Sächsch geben.“
Was passiert denn, wenn ich 15. Juli in die naTo komme?
Kürschner: Es wird – wie immer – ä viehsches Programm in feinstem Sächsch geben. Wir sind live vor Ort und plaudern zur Entstehungsgeschichte der Tour und deren Seitentrieben. Rausgekommen ist ein 94-minütiger Reise-Comedy-Zweitaktabend-Teuerfilm, der glaube ich noch kein Zwerchfell unstrapaziert hinterließ. Dazu gibt’s noch ein Musikvideo zu einem Song der Kapelle „Hartmut und Freunde“, der extra für den Film geschrieben wurde. Und wir machen freilich Spiel, Spaß und Spannung mit einem kleinen Bilderrätsel, bei dem man sogar noch was gewinnen kann.
Spulen wir mal kurz zurück: Wer sind Sie eigentlich? Was ist „makiVISUAL“, was „Günther & Hindrich“?
Müller: Alles fing an in Mittweida. Wir studierten Medientechnik, und durch einen äußert dummen Zufall saßen wir eines Tages zusammen im Auto eines gemeinsamen Freundes und waren auf dem Weg zum Klettern. Schnell haben wir mitbekommen, dass wir vor allem beim Biergenuss und Dumm-Quatschen gut harmonieren. Und so dauerte es auch nicht lange, und wir begannen, zusammen zu filmen. Zuerst ein Ski-Film und dann kam dieses hochschulinterne 48-Stunden-Kurzfilmfestival mit dem Thema „Banal Fatal“. Da entstanden die Charaktere „Günther & Hindrich“. „Pech im Glück … Spiel im Leben“ hieß der erste Streifen. Es war natürlich klar, dass wir gewinnen mussten und damit war das Kurzfilmduo geboren.
Kürschner: Unter dem Label „makiVISUAL“ produzierten wir dann vier weitere Kurzfilme, die auf Festivals etliche Preise gewannen, und auch Olaf Schubert bekam im Film „Simply the Worst“ eine vortreffliche Nebenrolle als tschechischer Polizist. Na ja, und mit „MischnImPossible“ wollten wir uns einen lang „gehögten“ Traum des Langfilms erfüllen. Zwar in Zivil, aber man muss ehrlich sagen, dass „Günther & Hindrich“ nicht sehr weit von uns selbst weg sind. Wir haben ja auch kein Schauspiel studiert, sondern Technik. Mit „Günther & Hindrich“ soll es trotzdem weitergehen. Diesen Sommer kommt ein frischer Kurzfilm auf die Leinwand, 2025 werden wir bei der Humor-Zone in Dresden mit einem eigenen Bühnenprogramm durchstarten. Also, mal sehen, ob wir damit die Republik erobern können.
Ich bin zuversichtlich. Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?
Kürschner: Unser Humor ist dialekt und ostzonal geprägt. Wir feiern die Unkompliziertheit, den Erfindungsreichtum der ehemaligen Ostbürger, also auch vor allem unserer Eltern. Und gerade beim Reisen ist Lachen für uns wichtig, da es schon viel zu viele Reise-Dokus gibt – ohne ein Quäntchen Humor. Wir machen gern dramatische und eher trocken wirkende Sachen lustig.
Müller: Auch wenn manche Gags vorne herum einfach wirken, haben sie meistens einen tieferen Bezug, eine zweite Ebene. Gerade mit unseren Untertiteln in den Filmen, die meist in einem gekünstelten Hochdeutsch und in Slang-Englisch gehalten sind und manchmal augenscheinlich nicht ansatzweise zum Gesagten passen, machen wir meist noch eine dritte Ebene auf.
Text: Mathias Schulze