Hot Topic im Netz: www.instagram.com/hottopicheft
Clemens Rothbauer, Cynthia Cornelius, Ruth-Maria Thomas, Nina Heller und Theresa Doß (im Bild v.l.) aus Leipzig bringen ein Heft namens „Hot Topic!“ heraus, das erotische Geschichten im Stil eines Groschenromans präsentiert. Wie bitte? Wir haben bei den Herausgebern nachgefragt
Hallo zusammen, wer und was ist denn „Hot Topic!“?
Cornelius: „Hot Topic!“ ist ein absolutes Herzensprojekt, das wir unter Freunden und Freundinnen aus Leipzig machen: Ein literarischer Groschenroman, der außernormative, nicht-diskriminierende und lustmachende Erotikgeschichten erzählt. Die Geschichten werden von Illustrationen begleitet, die sich neben der literarischen Form auch visuell mit Erotik auseinandersetzen. Wir sind eine Redaktion aus vier Leuten und haben viele Menschen, die uns bei unserer Arbeit supporten. Ohne den Support würde das alles nicht funktionieren, denn wir machen das vor allem ehrenamtlich.
Woher kam die „Notwendigkeit“ ein solches Projekt, das sicherlich eine Menge Arbeit macht, zu starten?
Cornelius: Wir finden, dass Lust, Erotik und Sex sehr präsent in unserer uns umgebenden und alltäglichen Welt sind. Der Groschenroman hat schon immer versucht, diese Themen niedrigschwellig aufzugreifen, das fanden wir spannend. Nur haben uns die Bilder gestört, die in den klassischen Groschenromanen ständig wiederholt werden: diskriminierende, sexistische und teilweise frauenverachtende Darstellungen. Wir wollten das anders machen und einen Teil zur Erotiklandschaft beitragen.
Ist der Markt an erotischer Literatur nicht schon gesättigt?
Cornelius: Ja, es gibt unfassbar viel über Erotik. Und das zeigt uns, wie spannend das Thema ist. Und dann ist da aber auch das gesellschaftliche Tabu, darüber zu sprechen. Nämlich über Konflikte, Ängste und Fragen, die mit Erotik zu tun haben. Wir wollen das auffangen und eine Plattform dafür sein, sich mit diesen Fragezeichen auseinanderzusetzen. Mit Lust machenden, erfrischenden Geschichten, die erzählt werden und ganz unterschiedlich sind. Wir wollen verschiedene Körperformen abbilden, auf unterschiedliche Art und Weise Lust erzeugen, Normen hinterfragen und einen niedrigschwelligen Zugang bieten. Wenn die Nachfrage nach erotischen Themen so hoch ist, okay, dann liefern wir den Stoff!
Wie oft erscheint das Heft? Was kostet es? Wo kann man es kaufen?
Rothbauer: Das Heft ist bisher einmal im Jahr erschienen. Das ist für unsere ehrenamtliche Arbeit auch ausreichend, denn die vielen Prozesse (Open Call, Textarbeit, Design, Release, Vertrieb) füllen schon ein ganzes Jahr aus. In so einem Jahr sind nur wenige Wochen Sommerpause dazwischen. Unser Anspruch ist es, das Heft zugänglich zu halten. Daher, und auch in der Tradition des Groschenromans, haben wir den Verkaufspreis bisher immer möglichst niedrig kalkuliert, also immer unter zehn Euro. Angesichts der steigenden Materialpreise und unseres hohen Qualitätsanspruchs, müssen wir den Preis wohl bei der vierten Ausgabe etwas erhöhen. Zum Glück haben wir für die kommende Ausgabe zum ersten Mal eine Förderung von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen bekommen, die uns bei den Druckkosten unterstützt. Ansonsten gab es bisher regelmäßig einen kleinen Zuschuss von „Kolle Mate“ oder vom Fachschaftsrat der Universitäten. Den restlichen Teil unseres Finanzierungsbedarfs deckt immer der Gewinn der vorhergehenden Ausgabe.
Wo kann man das Heft kaufen?
Rothbauer: Gekauft werden kann das neue Heft ab Ende Oktober über die Website unseres Verlags (www.marian-arnd.de). Aber auch über den deutschen Buchhandel sowie in ausgewählte Shops in Leipzig, beispielsweise in der „voegelei“, in der „fummelei“ oder bei „Rotorbooks“.
Wie definieren sich die Standards, die die Geschichten bei Ihnen einzuhalten haben?
Cornelius: Uns ist wichtig, dass die Texte auf keinen Fall sexistisch, rassistisch oder sonst diskriminierend sind und auch die Verherrlichung von sexualisierter Gewalt in Texten lehnen wir ab. Dann haben wir natürlich einen literarischen Anspruch an die Texte, sie müssen gut geschrieben und lustmachend sein. Außerdem ist uns Zugänglichkeit wichtig, dass die Texte ankommen können, bei möglichst vielen Menschen. Insgesamt versuchen wir also eine Collage herzustellen, die in sich stimmig ist und eine literarische und inhaltliche Vielfalt darstellt.
Was hat es mit den Illustrationen auf sich?
Rothbauer: Wir sind zwar ein Literaturmagazin, aber eben auch ein Groschenheft. Die Optik der Groschenromane war schon immer besonders und gehörte einfach zum Text. Das wollten wir in unserem Heft weiterführen. Es ist so, dass die Illustration auf einer Doppelseite die Geschichte künstlerisch einführt. Sie ist quasi eine Art Teaser für die eigentliche Geschichte. Der Text folgt dann nach der Illustration. So bekommen wir immer auch eine künstlerische und illustratorische Interpretation des Textes. Denn der eigene Blick auf den Text, den der Illustrator oder die Illustratorin der jeweiligen Ausgabe mitbringen, ist oftmals ein ganz eigener.
Gibt es auch Lesungen oder andere Live-Auftritte?
Rothbauer: Die nächste große Veranstaltung wird unser eigenes Release im Oktober sein. Genauer gesagt: auf dem „Literarischen Herbst“ im Leipziger „Ostpassage Theater“ am 27. Oktober. Details und Abläufe werden wir vorab auf unserem Instagram-Kanal bekanntgeben. Es wird wie immer heiß, also seid gespannt.
Text: Max Feller