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Wer im Leipziger Stadtteil Kleinzschocher lebt, dürfte die letzten Wochen über einige bunte Veranstaltungen auf dem Platz direkt „Am Adler“ gestolpert sein. War dort vorher gähnende Leere oder bestenfalls eine Autovermietung, blühen seit einigen Monaten Flohmärkte oder Kunst- und Kulturveranstaltungen, die die Nachbarn zusammenführen. Was ist da los? Wir haben beim gebürtigen Leipziger Michael Gransee, Jahrgang 1985, nachgefragt
Seit einigen Wochen wird – auch zu meiner Freude – der Platz „Am Adler“ bespielt. Sogar ein kleines Büro habe ich entdeckt. Als ich fragte, wer das organisiert, wurde ich zu Ihnen verwiesen. Wer sind Sie? Wie kam es dazu, dass dort nun schöne Veranstaltungen stattfinden?
Ich wohne direkt in der Nähe in Plagwitz. Und ich bin oft an dem besagten Platz vorbeigegangen. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen, dass der „Adler“ nicht wirklich ein Platz zum Verweilen ist. Man geht hin, um im Supermarkt einzukaufen, um mit der Bahn weiterzufahren oder um die Imbissbuden zu nutzen. Und das war’s. Es gab nicht mal eine Sitzgelegenheit. Dabei gibt es doch direkt am Straßenkreuz diesen Platz!
Deckt sich mit meinen Beobachtungen.
Eben. Und dann habe ich durch Zufall bei Ebay-Kleinanzeigen gesehen, dass dieser Platz zur Vermietung angeboten wurde. Und zwar von einem Leipziger Eigentümer, von einer Privatperson. Dieses Angebot hatte ich eigentlich fast schon wieder vergessen – bis ich eines Abends mit einem Freund wieder am Platz vorbeigelaufen bin. Wir waren uns schnell einig, dass die Anmietung eine gute Idee sein könnte. Und wir wussten: Wenn wir das jetzt nicht machen, ist dort bald wieder eine Autovermietung. Wir wussten auch, dass wir das kleine Zeitfenster jetzt nutzen müssen. Und dann waren wir beim Besichtigungstermin. „Ein Traum von uns wäre es, an ein oder zwei Tagen in der Woche auf dem Platz eine Art kleinen Wochenmarkt zu etablieren.“
Von der Idee kann ich mich auch leicht begeistern, aber eine Anmietung ist ein anderer Schritt.
Wichtig ist, dass wir eine finanzielle Stabilität erreichen. Also, wir wollen nicht unbedingt in erster Linie einen großen Gewinn machen, nur sollte durchs Untervermieten unsererseits eben die schwarze Null stehen.
Angemietet haben Sie den Platz bis?
2026 – vom April diesen Jahres bis März 2026.
Und es ist schon einiges passiert!
Wir stehen am Anfang. Haben aber schon Flohmärkte und ein großes Sommerfest mit Kinderangeboten wie einer Hüpfburg, Musik, Lagerfeuer und einer Feuerartistin veranstaltet. Das war ein voller Erfolg, es kamen sehr viele Leute, wir sind mit vielen Menschen in gute Gespräche gekommen. Das Bedürfnis ist definitiv da. Aber es war natürlich auch anstrengend – 16 Stunden lang haben wir alles zu zweit organisiert. Und wir haben ja alle Vollzeitjobs. Für so ein Projekt braucht man Geduld und Frustrationstoleranz, das entwickelt sich, es braucht Zeit bis es sich herumgesprochen hat.
Sie suchen noch Leute, die mitmachen?
Unbedingt! Der Bedarf ist groß, die Unterstützung kann vielfältig sein. Das reicht vom Blumengießen im Sommer über Fördermittel anwerben bis zu Menschen, die uns mit Ideen füttern. Auch Musiker, die dort spielen wollen, können sich gern bei uns melden. Auf dem Platz steht auch ein Container, den man für seine öffentlichen Belange wie beispielsweise Lesungen, Kunstausstellungen oder Ähnliches anmieten kann. Und wir haben dort auch schon eine offene Werkstatt eingerichtet. Dort kann man beispielsweise sein Fahrrad reparieren, kreativ sein oder mit der dortigen Nähmaschine arbeiten.
Wie sehen die Pläne und Ziele aus?
Ein Traum von uns wäre es, an ein oder zwei Tagen in der Woche auf dem Platz eine Art kleinen Wochenmarkt zu etablieren. Hierzu suchen wir nach Händlern, die auf dem Platz ihre Waren anbieten möchten. Das kann vom Gemüsehandel über eine Bäckerei bis hin zu einem Stand mit selbstgemachtem Schmuck alles Mögliche sein. In der Zukunft geplant sind aber auch Lesungen, Konzerte oder ein Weihnachtsmarkt. Es gibt viele Möglichkeiten, den Platz zu nutze. Und das ist auch unsere Botschaft: Der Adler lebt!
Text: Mathias Schulze