Porn Better, alle Infos unter: www.porn-better.com
Esti S. Krüger, Evi L. Lissel und Luna E. Heine haben in Leipzig das Projekt „Porn Better“ und damit die erste und einzige Pornoplattform, die staatlich gefördert wird, ins Leben gerufen. Wie bitte? Grund genug, bei Krüger und Heine nachzufragen
Wer und was ist „Porn Better“?
Krüger: Wir sind drei Freundinnen, die zusammen eine Webseite gestartet haben, auf der wir ethische Pornoseiten vorstellen und nach festgelegten Kriterien bewerten. So können alle etwas Passendes für sich finden. Und zwar ohne dabei mit sexistischen und dis- kriminierenden Inhalten konfrontiert zu werden – so wie es leider oft auf den großen Tube-Seiten der Fall ist.
Wie kam es zu dieser Idee?
Heine: Ich fand es schon immer eher frustrierend, was es so an Porno-Angeboten gibt. Der Sexismus, Rassismus und die sehr offensive Werbung auf den großen Tube-Seiten haben mich irgendwann ganz davon abgehalten, Pornos zu schauen. Das Gefühl, das ist nichts für mich, kennen auch viele meiner Freunde und Freundinnen. Ich fand es erstaunlich, dass so viele Menschen in meinem Umfeld nichts mit dem Angebot anfangen können, obwohl Pornoseiten zu den meistgeklickten Seiten im Internet gehören!
Krüger: Nach so einer Diskus- sion über dieses Thema haben wir mit der Recherche zu Porno-Alternativen angefangen. Und wir waren dann ganz angetan davon, wie viele kleine und ethische Pornostudios es gibt, die neue und ganz andere Ansätze haben, wo wirklich für alle etwas Passendes dabei ist! Dieses Wissen wollten wir teilen, denn solche alternativen Angebote gehen im Überangebot der großen Gratisseiten völlig unter. Und so entstand dann die Idee zu „Porn Better“. Und seit Januar 2022 ist die Webseite jetzt schon online. Sie wächst langsam, aber stetig.
Im Mai …
Heine: …startet unsere Crowd-funding-Kampagne mit einem Video auf Startnext. Wir hoffen, durch die Unterstützung unserer Community genug Geld zu sammeln, um unsere Webseite inklusiver zu gestalten, beispielsweise mit einem Lupen- und Vorlese-Tool für Menschen mit Sehbehinderungen. Außerdem wollen wir unseren Blog ausbauen und noch mehr Aufklärungsarbeit zu sexueller Bildung und Pornos anbieten.
Warum sollte man Ihre Seite und nicht gleich einschlägige Porno-Seiten im Internet anklicken?
Krüger: Wir wollen auf unserer Seite Alternativen zu den großen Mainstream-Seiten aufzeigen, diese aber nicht grundsätzlich verteufeln. Denn wir wollen vor allem das Stigma rund um den Pornokonsum abbauen! Was die Pornoseiten fair macht und was wirklich ethischer Porno ist, dafür gibt es verschie-dene Ansätze. Wir finden, an erster Stelle stehen gute und faire Arbeitsbedingungen für die Darsteller und Darstellerinnen, aber auch für alle anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Set. Ein zentraler Punkt ist auch, dass es Absprachen gibt, im Idealfall schon einige Zeit vor Drehbeginn. Und wir wollen keine diskriminierende Sprache, keine rassistischen Kategorien und nicht nur normschöne Körper sehen.
Heine: Pornografie ist in unser-er Gesellschaft immer noch ein stigmatisiertes Thema. Viele Menschen in jedem Alter schauen Pornos, aber nur wenige reden darüber. Wir wollen dazu beitragen, das Stigma rund um den Pornokonsum abzubauen und Webseiten mit hohen ethischen Standards sichtbarer zu machen.
Mit welchen Missverständnissen haben Sie zu kämpfen?
Krüger: Oh, da gibt es so einige! Oft denken Menschen, dass wir ihnen ihre Lieblingspornos verbieten wollen, oder dass ethische Pornos vor allem in die Kategorie „frauenfreundlich“ fallen, was in ihren Köpfen dann „sanft und langweilig“ bedeutet . Das stimmt natürlich nicht! Wir finden gerade die Vielfalt, die hier gezeigt wird, so spannend. Romantische, hell ausgeleuchtete Filme haben da natürlich ihren Platz, aber auch einvernehmliche BDSM-Pornos sind ethisch. Ich denke, es gibt ethische Pornos in allen Genres. Bei gäng-igen Kategorien, die beispielsweise sexistisch oder rassistisch sind, ist es sehr wichtig zu reflektieren, warum das problematisch, ist und zu schauen, welche Seiten es besser machen.
Warum ist es richtig, dass das Land Sachsen „Porn Better“ staatlich fördert?
Heine: Wir wurden auf der Leipziger Gründernacht 2022 angesprochen, ob wir uns nicht beim „InnoStartBonus“ im Sondercall „Kultur- und Kreativwirtschaft“ bewerben wollen. Wir waren etwas überrascht, weil wir nicht dachten, dass unser Thema da gut reinpasst. Ich glaube, da gab es auch intern einige Diskussionen, aber das ist ja genau das, was wir erreichen wollen – Austausch und Auseinandersetzung mit Pornos! Deshalb finden wir es wichtig, in uns und damit in die Aufklärungsarbeit über Pornokonsum zu investieren.
Krüger: Ich denke, es wird viel über Medienkompetenz gesprochen, und die brauchen wir auch für Pornos. Wenn es um ethischen Konsum geht, kann ich das auch auf meine Sehgewohnheiten ausweiten.
Text: Mathias Schulze