Flammenmeer im Dunkelmodus – Düstere Phantastik von Constantin Dupien, 15. Februar, Literaturhaus Leipzig, 19.30 Uhr, www.constantin-dupien.de
Der gebürtige Leipziger Constantin Dupien, Jahrgang 1987, schreibt Romane, Kurzgeschichten und Lyrik. Als Herausgeber ist er verantwortlich für die Anthologie-Reihe „Mängelexemplare“, die viermal mit dem deutschen Horror-Award „Vincent Preis“ ausgezeichnet wurde. Den Horror-Roman „Das Vermächtnis: Ruf der Dunkelheit“ (2023) verfasste er gemeinsam mit dem befreundeten Autor Vincent Voss. Nun stellt Dupien seine düstere Phantastik im Literaturhaus vor. Wir haben den Autor zum Gespräch gebeten
Hallo, Constantin, Sie sind Schriftsteller, arbeiten aber nicht hauptberuflich als solcher?
Im echten Leben arbeite ich seit zwölf Jahren im Gesundheitswesen in der Verwaltung. Das mache ich in Vollzeit, da liegt mein beruflicher Fokus.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Woher kommt die Leidenschaft?
Ich habe mich während des Studiums intensiv mit Edgar Allan Poe beschäftigt. Das war meine Inspiration, selbst düstere Geschichten schreiben zu wollen. Insgesamt lese ich aber sehr breit – und bin auch als Schriftsteller nicht auf ein bestimmtes Genre festgelegt. In Zukunft möchte ich da noch vieles ausprobieren.
Schreiben Sie für sich oder für andere Menschen?
In gewisser Weise hilft mir das Schreiben dabei, herunterzufahren und zu reflektieren. In dem Sinne, dass ich verschiedene Alltagserfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen aufgreife und mich intensiv damit auseinandersetze. Das ist aber nicht der Kern meiner Schreibtätigkeit. Ich erzähle Geschichten, um Leserinnen und Leser zu unterhalten und sie bestenfalls emotional zu berühren. Kurzum: Ich möchte gelesen werden.
Wie finden Sie im Alltag Zeit zum Schreiben?
Wenn ich ehrlich bin, finde ich oft gar keine Zeit dafür. Ich habe zum Beispiel fünf Jahre lang keine einzige Zeile verfasst, weil das Schreiben einfach nicht in diese Lebensphase gepasst hat. Gepackt hat es mich erst wieder im Frühjahr 2021.
Es gab einen konkreten Anlass, oder?
Während der Kita-Eingewöhnung meines Sohnes haben mich die Erzieherinnen jeden Tag ein paar Minuten länger in den Wartebereich geschickt. Während der Kleine seine ersten eigenen Schritte im Leben gegangen ist, habe ich beim Überarbeiten eines alten Manuskripts erneut Blut geleckt. Das Ergebnis ist in Form eines Romans im vergangenen Oktober veröffentlicht worden. Heute finde ich meine Zeit zum Schreiben, weil ich strukturiert und organisiert bin. Ich versuche, Prioritäten zu setzen.
An erster Stelle steht …
… die Familie – was meistens ganz okay klappt. In meiner Freizeit bin ich noch ehrenamtlicher Sportwart meines Tennisvereins und im Frühjahr möchte ich einen Marathon laufen. Das heißt übersetzt: Aktuell bleibt weniger Zeit für das Autorendasein, und das ist in Ordnung so. Wenn ich schreibe, dann meistens abends, wenn die Familie zur Ruhe kommt. Ab und an stehe ich zeitig auf, um vor dem Frühstück einige Seiten zu schreiben.
Die Seite des Literaturhauses kündigt Sie so an: „In den Texten geht es um menschliche Abgründe, makabre Erlebnisse und mysteriöse Begebenheiten.“ Was führt Sie zu den Themen?
Ich schreibe über das, was ich selbst gerne lese. Aktuell fallen meine Veröffentlichungen am ehesten in die Kategorie „Dunkle Bücher“. Gleichzeitig kann ich mir sehr gut vorstellen, in Zukunft in ganz neue Gebiete vorzudringen, weil sich meine Lesevorlieben über die Jahre verändert haben.
Erforschen Sie beim Schreiben auch eigene Abgründe?
Autor und Kunst sind in diesem Fall, so hoffe ich zumindest, klar voneinander zu trennen. Ich habe weder traumatische Ereignisse zu verarbeiten noch falle ich regelmäßig in emotionale Löcher. Zum Glück!
Brauchen Sie wie Poe kreative Stimulanzen?
Viele Mythen über Poes Hang zu Alkohol und Drogen sind erst nach seinem Ableben entstanden und bis heute unbewiesen. Ich persönlich beschränke mich beim Schreiben auf den übermäßigen Konsum von Kaffee und zuckerfreier Cola.
Vorbildlich. Was macht man als Mitglied des Vereins „Phantastik-Autoren-Netzwerk“ (PAN)?
PAN hat es sich zur Aufgabe gemacht, die deutschsprachige Phantastik zu fördern. Das umfasst Genres wie Fantasy, Science-Fiction und Horror mit all ihren Subgenres. Der Verein unterstützt Autorinnen und Autoren, organisiert Lesungen, Podiumsdiskussionen und Fortbildungsveranstaltungen, fördert Literaturpreise und schreibt Stipendien aus.
Wir leben in einer digitalen Zeit. Warum sollte man sich gelegentlich in ein Buch vertiefen?
Die heutigen Möglichkeiten sind großartig. Recherchen funktionieren online, Kreative können ihre Kunst präsentieren, es gibt weniger Gatekeeper, nie war es einfacher, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Digitale Zeit heißt für mich aber auch: Getrieben sein, Fomo …
Fomo?
Fear of missing out – die Angst, etwas zu verpassen.
Verstehe.
Also, die digitale Zeit heißt für mich auch Informationsüberfluss, radikale Debattenkultur, Toxizität, Marginalisierung und Ausgrenzung, der ständige Vergleich mit Anderen, falsche Ideale und gefühlt - trotz aller Möglichkeiten – weniger soziales Miteinander.
Ja!
Der grassierende Turbo-Egoismus erhält täglich neues Futter. Und so richtig satt werden wir nicht. Die Welt zieht rasend schnell an uns vorüber. Dabei verlieren wir den Fokus, verlernen zunehmend, auch mal abzuschalten, sinnbildlich wie wortwörtlich – beispielsweise das Smartphone ...
Jetzt noch den Übergang zu den Büchern!
Bücher können dabei helfen, diese Hektik für einen gewissen Zeitraum zu vergessen. Beim Lesen tauchen wir in andere Welten ab, hören einfach mal zu und lassen wirken. Wunderbar!
Text: Mathias Schulze