„Geschichten vom Kaff der guten Hoffnung“, Lyrik und Shortstorys, Autor: M. Kruppe, Verlag: Edition Outbird (Gera), 2020, ISBN: 978-3-948887-04-9, Preis: 13,00 Euro
Vielleicht gibt’s gleichgesinnte Menschen, denen die Omnipräsenz der Politiker, der Supermodels oder der Superstars aus der Musik- und Sportszene auch auf den Senkel gehen, die wissen, dass jene Personen vom wirklichen Leben meilenweit weg sind? Den genau so empfindenden Menschinnen und Menschen seien die „Geschichten vom Kaff der guten Hoffnungen“ wärmstens empfohlen.
Dieses Kaff könnte das ostdeutsche Pößneck oder eine ganz andere Kleinstadt sein. Dort haben die olle Renate, eine ehemalige Lehrerin und Genossin, die schließlich „freizügige Dienste“ anbieten muss, um überleben zu können, dort haben der rote Ronny oder Künstler Karl besondere Spuren hinterlassen. Jedenfalls hat Autor M. Kruppe diesen ganz besonderen Personen ein Denkmal gesetzt. Das Ganze erinnert an die These, dass diejenige Hausfrau, die eine ganze Familie mit einem kargen Hartz-IV-Einkommen durch den Monat bringen muss, eine viel bessere Finanzministerin als jeder alternative, christliche oder frei demokratische Politiker sei.
Zugegeben: Die Lesenden werden vergebens auf wunderschöne Verse, provinzielle Idylle und versteckte Anspielungen lauern, sondern vielmehr durch die Zeilen getrieben. Doch hätte es Charles Bukowski nicht anders gemacht? Außerdem gehören jene Ecken und Kanten – leicht dahin gerotzte Worte – zu einem guten Punk- Rock-Stück dazu. Kruppe ist genauso direkt, offen und schonungslos.
So wühlte ich mich tiefer in die Skizzen, durch diese unleserlichen Worte und Sätze las von und über diesen Typen und dachte: „So sehr ich ihn hasse, so sehr liebe ich ihn auch.“ Das hat Kruppe bei Jekyll und Hyde in seinem (inzwischen schon dritten) Buch formuliert. Es schwingt stets eine gewisse Zornigkeit über verschiedene Verhältnisse, die unser aktuelles Leben bestimmen, mit. Wer darüber hinaus schon einmal auf einer seiner Lesungen war, weiß, welche innere Energie seine Worte freisetzen können.
M. Kruppe stammt aus dem eingangs erwähnten Pößneck an der Orla und ist inzwischen ins große Leipzig gezogen. Doch der Ort ist eigentlich gleich. Seine Protagonisten könnten auch anderswo zuhause sein. So wie Bernd, der ehemalige Boxer, der seine Blase nicht mehr kontrollieren kann, wenn er schließlich auf dem Schemel in seiner Stammkneipe schläft. Der Autor der skurrilen Geschichten plant demnächst übrigens ein paar spontane Auftritte im mitteldeutschen Raum. Deshalb, Augen und Ohren offen halten! Es lohnt sich!
Text: Lutz Walter