Geneigte Leser*,
man könnte jetzt einen Text über die Bundestagswahl schreiben. Ja, eigentlich müsste man sogar. Zu viel steht auf dem Spiel. Um nicht zu sagen, das ganze Spiel steht auf dem Spiel. Wenn die EU nicht schleunigst die Kurve kriegt und versteht, wie stark sie eigentlich sein könnte, wenn sie sich einig wäre, war es das. Wohlstand, Freiheit und Sicherheit sind so bedroht wie noch nie. Und was machen deutsche Politiker im Wahlkampf? Müssten wir nicht gerade jetzt merken, dass hier jemand das ganz große Rad drehen will, die wirklichen Probleme erkannt und vielleicht sogar so etwas Verrücktes wie eine Zukunftsvision formulieren kann? Irgendetwas wohinter sich Menschen versammeln, woran sie glauben und sich festhalten können? Hätte, wäre, könnte ... Gong! Die Glocke läutet. Der Konjunktiv hat ausgeträumt. Gong! Ein zweites Mal. Dann hebt sich der Vorhang im Deutschen Wahlkampf-Theater. Gegeben wird das Stück „Zeitenwende“, so eine Art Verwechslungskomödie. Zu erleben sind Olaf, Robert und Christian in ihren Rollen als Olaf, Robert und Christian. Verwechseln kann man dabei nun wirklich niemanden. Dass Olaf, Robert und Christian allerdings selbst fest daran glauben, dass sie verwechselt werden, das ist dann schon ein bisschen komödiantisch. Und so wollen sie an genau der Zeitenwende weiterbauen, an der sie schon seit drei Jahren so erfolgreich werkeln. Geht das in diesem Tempo weiter, dann sehe ich goldene Zeiten auf Deutschland zukommen. Schon bald werden wir unter Kriegsverbrecherchen Putins Schutz in der Oblast Germania leben, billige T-Shirts für die Chinesen nähen und für einen skurrilen Tech-Milliardär und Nazi-Kommunisten aus Amerika Stromautos bauen. Aber wenigstens haben wir dann wieder billiges Gas. Dann gibt es Halberstädter Würstchen für alle. Und zwar warme!
Eike Käubler