Die Kartoffelsuppe, alle Termine: www.drangwerk.net
Das letzte Wort im März hat die Leipziger Schauspielerin und Sprecherin Lysann Schläfke.
Hallo, Lysann, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Auch wenn das Wetter zur Zeit grau ist, kommt mir Leipzig immer noch verhältnismäßig bunt vor. Mir gefällt die Versammlungslust der letzten Wochen. Dieser Aktivismus gibt mir die Zuversicht, diese politischen Entwicklungen nicht einfach hinzunehmen, sondern sich aktiv dagegen zu stellen. Das kann Leipzig einfach! Auch die vielen Seen und Kanäle, die ich gern mit dem Kajak erkunde, schätze ich sehr.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Als gebürtige Sächsin kann ich von Natur aus auch gut nörgeln. Warum liegt hier überall so viel Müll rum, halten Postautos bestimmter Firmen grundsätzlich auf dem Radweg? Wieso ist schon wieder dieser Kita-Notstand? Warum werden die Mieten immer teurer? Wieso kommt man immer noch so schlecht nach Chemnitz, der diesjährigen Kulturhauptstadt? Wieso um alles in der Welt nörgeln die Menschen hier so gern rum? Es wäre doch so schön, wenn die Menschen in Sachsen ihre Frohnaturen entdeckten. Trotz berechtigter Fehlersuche dürfen wir gern auch mal Humor entwickeln, die vielen Dinge benennen und schätzen, die gut funktionieren. Haben Sie heute schon ein Kompliment bekommen oder selbst eines gemacht? Ist viel wert und kostet nix!
Kriege, Klima, Inflation – überall Krisen. Wie gelingt es Ihnen, optimistisch zu bleiben?
Mir fällt es in dieser Zeit nicht immer so leicht, positiv zu sein. Grundsätzlich glaube ich an gegenseitige Solidarität, an das Gute in den Menschen und die Kraft der Kunst. Ich konsumiere zur Zeit weniger Medien und soziale Netzwerke, versuche mich auf die analoge Welt zu fokussieren. Lesen, Theater, Hörspiele, Konzerte, singen, Klavier spielen und Reisen: Da finde ich meine Orientierung. Hauptsache mal die Perspektive ändern. Mein persönliches Glück ist banal: Familie, Freunde, Garten, Hund. Ich versuche, meine Welt aktiv mitzugestalten, Projekte zu planen und umzusetzen, das bereichert mich immer wieder.
Darüber hinaus, welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Spannend finde ich die Sonderausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum: „Zwischen Aufbruch und Abwicklung“ – Die 90er in Leipzig”. Im Juli kann man wieder kostenfrei unter freiem Himmel dem Hörspielsommer lauschen. Ab März gehe ich mit der mobilen Theaterproduktion „Die Kartoffelsuppe“, in Kooperation mit dem Drangwerk, auf Reisen: Ein Stück ab sechs Jahre, das von Krieg, Verlust, Hunger und der wohltuenden Wirkung einer guten Suppe erzählt. Kommt gern vorbei!
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Das ist noch längst nicht gesprochen!
Text: Max Feller