Thon, 5. April im Kätz Club Leipzig und 18. April im Tanzcafé Ilses Erika, jeweils 22.30 Uhr und Julia Jünger, 25. April, Horns Erben, 20 Uhr, alle Infos: www.facebook.com/thonoffical und instagram.com/julia.juenger.musik
Fünf lokale Acts stellen sich am 18. April jeweils 30 Minuten im Tanzcafé Ilses Erika vor. Mit dabei neben Konrad Jackisch (Pop), Ari Raketo (Trash), Feyva (E-Soul) und Flimboy (Indie) ist der Leipziger Künstler Sebastian Thon. Thon ist derzeit mit einem Kurzfilm auf der Basis zwei seiner Songs unterwegs. Was steckt hinter dem Projekt Thon? Mathias Schulze stellt es vor
Es ist noch gar nicht lang her, da stemmte die Schwester und gebürtige Leipzigerin Julia Jünger das Album „Kein Mittelmeer“ (2024) in die Welt, eine Konzertreise im Rahmen der renommierten unabhängigen Kulturinitiative „Die Liedertour“ folgte. Nun zieht der Bruder Sebastian Thon, der 2018 die Chanson-Band „Casino Fatale“ gründete, unter dem schlichten Namen „Thon“ nach. „Thon“ ist Sänger, Performer, Songwriter, Texter und Produzent. Ansatz? DIY! Do it yourself, mach es selbst!
Im März lief im Luru-Kino der Kurzfilm „Himmel/Alaska“, den Thon zusammen mit dem Filmemacher Shicco gestaltet hat. Zwei neue Songs, zwei Videos, eine sich ergänzende Zusammenführung - das Musikvideo „Himmel“ ist schon veröffentlicht. Irgendwo zwischen Post-Punk, Dark Wave und Neue Deutsche Welle besingt Thon das Verloren-Sein, das Suchen, das Sich-Auflösen und eine innere Kraft, die versucht, Stand zu halten.
Im Film ziehen dichte Wolken auf, fast scheint es, als wäre die Welt untergegangen – nur noch der Rauch kündet vom Wesen „Mensch“, der versuchte, auf dieser Erde zu leben, versuchte, Kontrolle über sich und die Natur zu bekommen. Eine Nahaufnahme: Thon im Profil, ein trauriger, verlassener Blick, es nieselt, im Ohr ein riesiger Ohrring, Kälte, Pelzmantel, Schal, Schritte auf dem Asphalt. Auch wenn alles untergeht, muss man Stil bewahren. Die sperrig klare Stimme springt auf die Straße, sie treibt an, sie ist der Beweis, dass hier noch etwas lebt. Und die Zigarette glimmt auch noch: „Kein Ass, kein Pasch, kein König / Oh mein Gott, wie lebe ich? / Hab ich alles, worauf es ankommt?“
Also setzt sich Thon in Bewegung, also treibt ihn der Beat durch die Nacht, Lichter verschwimmen, nah und doch weit entfernt rauscht der Großstadtverkehr, hier leben viele Menschen – und doch ist man einsam. Aber der Blick geht nach oben, die Schritte voller existenzieller Entschlossenheit: Was bedeutet es denn, wenn man heute noch den Himmel sucht? Die Ansprüche sind enorm, trotz der Erfahrungen voller Erdenschwere – man schaue in Thons festgefrorenes Antlitz! - will man doch noch einmal fliegen, mantraartig beschwört man sich selbst: „So leicht wie der Himmel will ich sein / So leicht wie der Himmel will ich sein.“ Kann das Haus, das am Ende des Videos „Himmel“ betreten wird, Schutz, Heimat und Leben bieten?
Das Video „Alaska“ gibt Auskunft: Was hat der Wandernde gefunden? Farbige Lichter, Sirenengesänge im Club, Hilfe und Verführungen an jeder Ecke der Welt. Und der Suchende im Selbstcheck: „Oh, mein Herz / Es schlägt für niemand / Und darin ist es ziemlich groß“. Frauen tanzen, strippen, umgarnen mit fragenden, Unterstützung anbietenden Blicken – die DIY-Attitüde kann sich auf die
Leipziger Szene verlassen, zu sehen sind die Malerin Juliana Ortiz und eben Julia Jünger. Ist hier Halt
zu finden, wenn „in jedem Anfang das Ende wohnt“? Was bleibt anderes übrig, was ist stimulierender
als „das Herz zu schütteln“, sich ein letztes Mal schön zu machen?
Nachdem der Einsame umarmt wird - auch das Gegenüber hat nur schöne Körper und leere Augen zu bieten - muss er wieder hinaus auf die Straße. Um eine Erfahrung reicher, um eine Leere tiefer, um eine Szene schöner? Der Kurzfilm „Himmel/Alaska“ ist wunderbar anzuschauender ästhetischer Existenzialismus. Elf Minuten reichen, um eine Seele zu offenbaren. Mehr davon!
Doch was folgt nach diesem Film? Wie sehen die Pläne aus? „Der April wird spannend. Am 5. April spiele ich zur Party ‚Nasty Noir‘ im ‚Kätz Club‘, in dem auch das Video zum Song ‚Alaska‘ entstanden ist. Das Video wird ebenfalls im April veröffentlicht“, erzählt, dessen Vorfreude noch weiter geht: „Am 18. April findet eine Show im Club ´Ilses Erika´ statt. Ich werde in kurzen Abständen drei weitere Singles releasen, weil die Songs endlich in die Welt wollen. Auch plane ich eine Show in Wien und eine im Rahmen des Begleitprogramms des Wave-Gotik-Treffens. Meine Sachen sind gepackt. Ich möchte reisen.“
Text: Mathias Schulze