Sebastian Caspar, 7. November, Galerie Stritz, Breslauer Straße 14, 18.30 Uhr, www.sebastiancaspar.de
Zwischen Verzweiflung und Kitsch
Der Wahlleipziger Sebastian Caspar, Autor von "Zone C", hat einen neuen Roman geschrieben: "09236 Clausnitz" wird am 7. November in der Galerie Stritz vorgestellt. Wir haben Caspar vorab befragt
Ein neues Buch. Worum geht es?
Ich habe ab 2015 vier Jahre in der Flüchtlingssozialarbeit gearbeitet. Mit dem neuen Roman bilde ich unter anderem meine dort erlebten Erfahrungen und Reibungsflächen ab. Ebenso hat es mich sehr gereizt, aus der Sicht einer Frau zu schreiben. Aus der Sicht von Svea, der Protagonist. Einer Frau, die verzweifelt liebt und sich selbst verletzt.
Spielen Sie mal Literaturkritiker: Wie würden Sie Ihre Ästhetik beschreiben?
Mich haben schon immer die sogenannten "Verlierer" interessiert. Mich interessieren die Wege und Entwicklungsprozesse der Menschen. Das Kaputte, das Schöne. Meine Texte pendeln oft zwischen Verzweiflung und Kitsch. Ich schaue genau hin, versuche gelegentlich auch mit Worten kaputtzuschlagen. Doch ich hoffe, ich erhebe mich nie über andere. Letzten Endes möchte auch ich, wie jeder, einfach nur verstanden werden.
Schreiben Sie eigentlich für eine Zielgruppe? Welche wäre das denn?
Nein, ich schreibe darüber, was mich interessiert beziehungsweise anspricht. Natürlich auch über vieles, was ich selbst durchlebt habe. Mein Debütroman "Zone C" bildet ja meine vor Jahren überwundene Drogensucht ab. Doch prinzipiell denke ich, dass Menschen, die für soziale und zivilgesellschaftliche Themen ein Ader haben, sich bei meiner Literatur sicherlich aufgehoben fühlen.
Eine Frage zum Schaffensprozess: Was wird aus dem Menschen Sebastian Caspar, wenn er gerade ein Buch schreibt? Entsteht da eine etwas andere Subjektivität?
Ich bin ein Zweifler. Ich bin schwach, so denke ich oft. Schreiben ist für mich Arbeit. Es hat mir ehrlich gesagt, nie Spaß gemacht. Aber ich habe anscheinend ein Händchen dafür und habe viel zu erzählen. Natürlich bin ich auch ein Mensch - besetzt von Vorurteilen. Doch ich kämpfe dagegen an. Es ist nie zu spät!
Text: Mathias Schulze