Max Prosa, 29. März, Kupfersaal Leipzig, 20 Uhr, www.maxprosa.de
Der Liedermacher Max Prosa und der Pianist Sascha Stiehler haben mit dem Album „Dein Haus“ (2024) einen großen Wurf vorgelegt. Poetische und berührende Texte treffen auf Stiehlers majestätisches Klavierspiel, zarte Streicher inklusive. Prosa spannt das große Universum namens Innenleben des Menschen auf raffinierte Art und Weise auf: Melancholie und Tränen, Trost und Lächeln, Könige und Diebe, Vergänglichkeit und Liebe, Gottessehnsucht und Erdenschwere. Ein Chansonnier, den die Welt braucht. Das gilt auch für seine Lyrik, die er nun abgeschmeckt mit Liedern im Kupfersaal vorstellen wird. „ Als wir ein Sternbild waren“ heißt der neue Gedichtband. Wir haben Max Prosa zum Gespräch gebeten
Zuerst: „Glücklich mit nichts“ heißt ein älterer Song von Ihnen, der mir nicht mehr aus Kopf geht, der der herrschenden Konsumorientierung den Kampf ansagt. Ein weiterer: „Die Phantasie wird siegen“. Veranschaulichen sich in den Liedern noch heute Ihre Anschauungen?
Ich würde solche Zeilen als Momentaufnahme betrachten. Gedanken, die an einem Morgen in meinem Kopf sind und mir eine Euphorie bereiten – wie bei „Glücklich mit nichts“. Oder eine Art Stolz - wie bei „Die Fantasie wird siegen“. Wenn es gelingt, überträgt sich etwas davon auf die Zuhörer, dann auch noch Jahre später. Das ist die Magie der Lieder.
Was genau passiert am 29. März im Kupfersaal?
Ich war den ganzen Januar über in Schreib-Enklave. Dabei sind einige neue Lieder und Gedichte entstanden, die ich unbedingt auf die Bühne bringen möchte. Das wird sich mit den Highlights der letzten Tour mischen, denn Liv Solveig (Gesang und Geige) und Sascha Stiehler (Klavier) begleiten mich auch bei diesem Konzert.
Sprechen wir übers Schreiben: Was passiert, wenn Sie zum Stift greifen? Stürzen Sie sich in Unsicherheiten, oder formuliert und ordnet sich, was vorher schon im Kopf ist?
Sich in Unsicherheiten zu stürzen, gehört dazu. Der ganze Vorgang hat aber etwas sehr Spielerisches. Eine Idee wird zu einem Satz, es gesellt sich ein zweiter dazu. Diese beiden bilden eine Collage. Ein Reim führt zu einem neuen Gedanken. Es webt sich etwas zusammen. Am Ende ist es oft etwas anderes geworden als das, womit ich gestartet bin. Es ist ein mystischer Vorgang, den ich nicht kontrollieren kann. Ich kann nur immer wieder neu damit beginnen.
Wie steht’s um Ihren „Bühnenblick“: Was sehen Sie aktuell für ein Land, wenn Sie auf Tour sind?
Auf meine Konzerte kommen Menschen, die die Ohren für die Texte haben, sich also einlassen können, zuhören können. In Punkten wie Alter, sozialer Herkunft oder politischer Gesinnung sind sie dagegen sehr verschieden. Die Zeilen aus den Liedern berühren diese vielen so unterschiedlichen Leben. Das hat etwas Verbindendes. Und es zeigt: Wir sind uns nicht so fremd, wie wir oft glauben. Deswegen bin ich so gerne auf Tour. „Die Zeilen aus meinen Lieder berühren unterschiedliche Leben. Das hat etwas Verbindendes. Es zeigt: Wir sind uns nicht so fremd, wie wir oft glauben.“
Sie sind Jahrgang 89: Welche Rolle spielt Ost-West für Sie? Gibt es regionale Rezeptionsunterschiede Ihrer Kunst?
Ich habe das Gefühl, dass die Liedermacher-Kultur im ehemaligen Osten stärker verwurzelt ist. Als gäbe es da ein größerer Selbstverständnis, Geschichten zur Gitarre oder zum Klavier zu lauschen und sich dazu gemeinsam ums Lagerfeuer zu setzen. Es ist nur eine Tendenz, die sicherlich auch langsam verschwimmt.
Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?
Das ist ein Zeitraum, den ich nicht überblicken kann. Ich mag die unerwarteten Wendungen des Lebens. Vielleicht mache ich etwas ganz anderes. Bisher deutet aber nichts darauf hin.
Was ist Glück?
Nicht auf die Umstände angewiesen zu sein.
Text: Mathias Schulze