Lara Rüter – Antrittslesung in Halle am 16. April in der „Passage 13“ in Halle, alle Infos: www.lararueter.de
Die Leipziger Autorin Lara Rüter, Jahrgang 1990, wird die Stadtschreiberin von Halle. Das FRIZZ-Magazin hat bei Rüter, die mit dem Gedichtband „amoretten in netzen“ debütierte, nachgefragt
Hallo, Lara Rüter, Sie sind vom 1. April bis 30. September Stadtschreiberin von Halle. Was bedeutet das neben dem monatlichen Salär von 1.250 Euro?
Ich habe mich mit einem Projekt beworben, das sich ins gesellschaftliche Stadtleben integrieren möchte. Ich möchte Workshops fürs kreative Schreiben geben – in Schulen, Bibliotheken oder Jugendzentren. Ich kann mir verschiedene Orte vorstellen. Die Kurse sind für Schüler und Schülerinnen ab der dritten Klasse, für Jugendliche oder auch für Senioren. Ich habe mir keine Altersgrenze gesetzt. Jeder Mensch hat eine Geschichte. Und ich will helfen, den Glauben an die eigene Stimme zu entwickeln.
Wie wird man Lyrikerin? Woher kommt die Leidenschaft? Warum sind Sie ihr nachgegangen?
Das sind viele Fragen. Mich fasziniert die Auseinandersetzung mit der Sprache. Es geht um Formen und Muster, um die Frage, wie man einen bestimmten Effekt herstellen kann. Anfangs dachte ich, Autorinnen sind so etwas wie magische Fabelwesen, die ihre Inspiration von einer „göttlichen Eingebung“ bekommen – bis ich verstanden habe, dass man das auch selbst machen kann, dass es um Technik und Talent geht, dass das sogar ein Beruf werden kann.
Formen, Muster, Technik. Das klingt wie die Begeisterung für den Lego-Baustein-Kasten.
Ein bisschen ist es vielleicht auch so. Viele denken, es ginge bei Gedichten vordergründig um Gefühle, und das ist beim Lesen wahrscheinlich auch so. Aber für mich als Schreibende ist das Gefühl zweitrangig, weil es meine
Aufgabe ist, ein Gefühl bei jemand anderem auszulösen. Und wenn es nur die Überraschung ist, Denkstrukturen aufbrechen. Darum denke ich eher an das Bauen von Gedichten.
In Ihrem neuen Essay, an dem Sie gerade noch arbeiten, den ich einsehen durfte, fällt der Satz „Verdammt dazu, geeignete Wörter zu finden.“ Ist das Ihr Anspruch?
Die geeigneten Wörter zu finden – das ist die Spannung beim Schreiben, weil es gleichzeitig unmöglich ist. Das weiß man – und versucht es trotzdem. Beim Schreiben denkt man dann sehr viele Perspektiven mit, um wenigstens nahe dranzukommen. Es geht also nicht um geeignete Wörter, sondern darum, aus dieser Spannung heraus zu schreiben. Es ist ein ständiges Verhandeln mit sich selbst.
Was machen Sie, wenn Ihnen nichts einfällt?
Abwaschen. Die Küche aufräumen. Oder ich suche sie einfach nicht weiter. Dann mache ich mal kurz etwas anderes. Früher hat mich das gequält, aber heute habe ich eine Gelassenheit entwickelt.
Text: Mathias Schulze