Joy Denalane – Let Yourself Be Loved-Tour, 30. September, Leipziger Täubchenthal, 20 Uhr, Tickets: www.mawi-concert.de
Mit „Let Yourself Be Loved“ hat Joy Denalane ihr definitives Soul- Statement aufgenommen. Im September spielt sie in Leipzig, weshalb wir Joy Denalane zum Gespräch gebeten haben
Mit Ihrem fünften Studioalbum, das Songs im Stile der klassischen USamerikanischen Soulmusik der 60er und 70er Jahre enthält, veröffentlichen Sie zum zweiten Mal ein ganzes Album in englischer Sprache. Warum? Ich frage, weil Sie es doch sind, die den deutschsprachigen Soul salonfähig gemacht haben.
Ich würde die Frage umdrehen: Warum eigentlich nicht? Wissen Sie, seit meinem Album „Born & Raised“ (2006) werde ich das immer wieder gefragt. Es ist nicht leicht, deutschsprachige Texte mit amerikanischem Soul zu kombinieren. Und viele meiner Vorbilder und Inspirationen sind nun einmal englischsprachig. Also, warum nicht?
Bezugnehmend auf den Albumtitel: Was ist das, die Selbstliebe?
Das ist ein hohes Gut. Und die Basis von ganz vielen entscheidenden Dingen. Selbstliebe ist die Basis für ein Leben, in dem man sich freier entwickeln kann. Viel besser gefällt mir eigentlich das Wort „Selbstakzeptanz“. Wir alle streben nach Selbstakzeptanz, wir alle wollen zu uns sagen: „So wie ich bin, ist es okay.“ Dabei sind Selbstzweifel nicht verkehrt, aber wenn sie zu einem hemmenden Ungleichgewicht führen, sind sie hinderlich.
Es ist noch nicht Zeit, das Thema zu den Akten zu legen: Die Pandemie und die Künstler. Wie erleben Sie die Situation?
Ich habe die letzten Monate wahnsinnig viel arbeiten können – teilweise bis zur Erschöpfung. Vieles war bei mir ähnlich wie sonst, ich habe auch viele Streaming-Konzerte gespielt. Nur die Live- Konzerte und die damit einhergehende ganz spezielle Verbindung zu den Fans ist weggefallen. Das Album „Let Yourself Be Loved“ habe ich mitten in die Pandemie hinein, im September 2020 veröffentlicht. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich überhaupt Aufmerksamkeit dafür generieren kann.
Aber sie kam, das Album stieg auf Platz fünf in die deutschen Charts ein. Welche Lehren kann die künstlerische Szene aus der Pandemie ziehen?
Es fehlt die politische Lobby und Regularien, die uns schützen, da sind wir nicht stark genug aufgestellt. Wer war in den Debatten im Fernsehen? Künstlerinnen waren es eher selten. Die Pandemie war und ist wie ein Brennglas. Sie hat gezeigt, wie wenig die Kunstschaffenden und Menschen aus der Veranstaltungsbranche geschützt sind. Ich habe schon das Gefühl, dass sich jetzt etwas ändert, dass wir uns besser vernetzen und formieren. Aber das ist natürlich ein Prozess, der nicht über Nacht erledigt ist. So etwas muss wachsen, so etwas braucht auch Zeit.