Gerhard Schöne – Familienkonzert, 8. Juli, Parkbühne Geyserhaus, 17 Uhr, alle Infos: www.geyserhaus.de
Am 8. Juli spielt Liedermacher Gerhard Schöne auf der Parkbühne Geyserhaus ein Konzert für die ganze Familie. Mit seinem Programm „Das Kinderlieder-Alphabet“ singt er sich in 26 Liedern quer durch die Welt der Buchstaben. Was die mittlerweile eher raren Konzerte Schönes ausmachen? FRIZZ-Redakteur Mathias Schulze war vorab beim sächsischen Liedermacher zu Gast
„Bitte heute keine giftigen Nebel / Keinen Unfall im Atomkraftwerk / Keinen Schwefelschnee im Erzgebirge / Weil ich Geburtstag hab‘“. Das erste Lied, das Gerhard Schöne beim letzten Geyserhaus-Kionzert spielt, gibt die Richtung vor. Globale Katastrophen und der kindlich-naive Blick. Da ist der Kitsch nicht weit. Doch eben dieser Kitsch ist erstaunlicherweise während des zweieinhalbstündigen Konzertes beständig gebannt geblieben. Das ist keine kleine Kunst.
Die Parkbühne ist prall gefüllt, Jung und Alt sind gekommen, Schönes Konzerte für Erwachsene sind mittlerweile eine Rarität. Mithilfe von großartigen Musikern (Stefan Kling, Ralf Benschu, Eudinho Soares, Javier Reyes und Guilherme Castro) zaubert der Liedermacher nach wenigen Minuten eine gelöste und intime Atmosphäre. Passend dazu heißt es im Lied „Unterm Dach“: „Das Fenster zum Himmel / Die Türe zur Welt.“
Schöne spielt ein paar Klassiker wie „Du hast es nur noch nicht probiert“ und formuliert prägnante und herzerwärmende Statements: „Kunst sollte zweckfrei sein, aber ich wollte mit meinen Liedern zeitlebens die Menschen, und auch mich selbst, zu mehr Courage und Verrücktheit ermutigen.“
Es gibt historische Rückblicke, Poesie und eine wohldosierte Dosis Humor. Schöne erzählt von Autos, die Mitte der 80er Jahre mit weißen Bändern geschmückt waren. So zeigte man den Mitmenschen, dass der Ausreiseantrag schon gestellt war. Schöne ist damals geblieben, im daraus entstandenen Lied heißt es: „Ein rotes Band lass‘ ich wehen / Dass heißt ich bleib‘ hier / Man kann es nicht übersehen / Damit sage ich dir: Ich will hier was bewegen.“
So erklärt sich der Liedermacher seinen Zuhörern, medial ist er seit Jahrzehnten überhaupt nicht mehr präsent. Und doch funktioniert an diesem Abend der Publikumschor, sogar ein Kanon summt zärtlich, aber vehement in den beginnenden Herbst. Es ist ein wunderbar unprätentiöses Konzerterlebnis, Schöne schreibt in der Pause Autogramme, die Selfies entstehen Arm in Arm mit einem Künstler, der in einem Lied diese Frage stellt: „Wer soll über Charlie Chaplin lachen / Wenn die Erde wirklich untergeht?“. Das Publikum spendet langanhaltenden Applaus, es honoriert deutlich mehr, als nur diesen einen Abend.
Text: Mathias Schulze