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Das letzte Wort im Juli hat der Leipziger Liedermacher Michael „Mü“ Günther, der nach einem Unfall und drei Jahren Pause jetzt wieder auf der Bühne steht. So auch beispielsweise am 20. Juli beim Seeklang-Festival, das vom 12. bis 20. Juli am Kinder- und Jugendkulturzentrum „KAOS“ in der Wasserstraße 18 für einige idyllische Sommernächte sorgen wird
Hallo, Michael Günther, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Leipzig hat ein besonderes Flair. Und ich habe in einigen Städten gelebt. Berlin und Düsseldorf gehören dazu, krasse Kontraste also. Das sage ich als Brandenburger Dorfkind. Zu Leipzig gab es für mich keine Alternative. Ich lebe seit 15 Jahren hier, gehe auch nicht mehr weg. Die Spannung zwischen Tradition und Moderne halten die Leute aus, sind sogar stolz darauf. Das sehe ich in der Architektur genauso wie in Kunst und Kultur. Die Leipziger verteidigen Liebgewordenes, gewinnen sogar oft dabei. Ich denke beispielsweise an die Löffelfamilie oder die Blechbüchse. Leipzig passt sich an, ohne sich zu verlieren. Scheinbar schon immer: Ich bin Bäcker, ich liebe die Leipziger Lerche. Dann wird es verboten, Lerchen zu jagen, alte Tradition dahin. Was macht der Leipziger? Er bäckt sich eben welche: Ooch gut! In der Musik, das ist ja mein Beruf, gibt es die tollsten Begegnungen. Jazzer proben mit Klassikern, Punks mit Liedermachern. Musiker, die sich in Berlin kaum als Kollegen wahrnehmen würden. Goten erobern jedes Jahr die Stadt, Rentner finden das toll. Alles fließt. Und meistens positiv. Klar gibt’s auch Konflikte, manchmal sogar heftige, aber hey: Guck dich mal in anderen Städten um, du wirst dankbar!
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Ach ja, der Leipziger Rat – hatte es wohl noch nie so mit dem Geld. Ob das nun der Tunnel, der Hafen oder das neue Rathaus ist. Das war vor 100 Jahren nicht anders als heute. Zeit genug zum Üben, finde ich. Was soll ein schicker Fahrradring, wenn man ihn kaum schadfrei erreichen kann? Werden dann wohl nicht viele benutzen. Viele befahrene Radwege sind dagegen in schlechtem Zustand. Das lässt sich fortsetzen. Ist woanders aber auch nicht anders. Und wie wählt Leipzig? Also bitte! Seit wann können denn die Braunen rechnen? Das hat noch nie geklappt! Eine Woche vor der Wahl habe ich gelesen, dass das Verfügbare im Geldbeutel der Leipziger um Drei-Komma-Irgendwas gestiegen ist. So schlecht geht’s uns also.
Kriege, Klima, Inflation – überall Krisen. Wie gelingt es Ihnen, optimistisch zu bleiben?
Wer sagt, dass ich optimistisch bin? Aber ich bin Brandenburger. Niemals aufgeben. Weitermachen. Widerstehen! Eisern!
Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
„Live²“ im Mühlkeller – Singer/ Songwriter Salon. Intimer geht’s nicht. Die „Liedertour“ – egal, wer spielt und wo: Hingehen! „Laden auf Zeit“ vom Theaterpack und die Konzerte im „Unterrock“ (Geyserhaus): Blues, Rock, Jazz, Liedermacher - ä bissl wie früher.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Pfeife niemals die eigene Mannschaft aus!
Text: Max Feller