Der Zauberer von Oz, 30. November bis 13. Februar, Anhaltisches Theater Dessau, alle Termine: anhaltisches-theater.de
Das Anhaltische Theater Dessau zeigt „Der Zauberer von Oz“. Das Schauspiel nach Lyman Frank Baum bringt Dorothy wieder ins Zauberland, wieder helfen ihr ein feiger Löwe, ein herzloser Blechmann und eine strohdumme Vogelscheuche. Nicole Widera wird Dorothy spielen. Wir haben die Schauspielerin, Jahrgang 1996, zum Gespräch gebeten
Ich behaupte mal, jedes DDR-Kind kennt Alexander Wolkows Adaption. Nun sind Sie in Heilbronn geboren. Darf man jetzt schlussfolgern, dass Sie nicht mit Wolkow aufgewachsen sind?
Da haben Sie mich leider erwischt. Tatsächlich kannte ich Wolkow nicht, bis ich den „Zauberer der Smaragdenstadt“ am Schauspiel Leipzig gesehen habe. Ich dachte bis dato, es gäbe nur die amerikanische Version von Lyman Frank Baum. Und das, obwohl meine Eltern in Oberschlesien aufgewachsen sind und wir dadurch einige Berührungspunkte mit russischer Kunst hatten. Da hörte es dann wohl auf. Allerdings versuche ich diese Wissens- und Erfahrungslücken so gut es geht aufzuarbeiten und bin, denke ich, auf einem guten Weg.
Was haben Sie während der Vorbereitungen zum Stück entdeckt?
Dass gute Geschichten einen fesseln, ganz egal, in welchem „System“ sie entstanden sind.
Sie spielen in Dessau die Dorothy. Ist Ihnen diese Figur sympathisch? Wie haben Sie sich ihr genähert? Welche „neuen“ Nuancen werden Sie anlegen?
Erstaunlicherweise habe ich sie sehr lieben gelernt. Generell hatte ich immer großen Respekt vor den sogenannten „Identifikationsfiguren“ in Märchen und der damit einhergehenden Verantwortung. Jedoch liegt mir Dorothy so nah mit ihrer Energie, ihrer Direktheit und ihren ab und an durchkommenden Wut- und Verzweiflungsmomenten, die sie im Anschluss sofort wieder versucht aufzufangen. Dadurch wurde mir die Angst genommen. Inzwischen sehe ich es als tolle Herausforderung und freue mich wahnsinnig darüber, die ganze Heldenreise gehen zu dürfen und somit jede Figur persönlich und ausgiebig kennenlernen zu können.
Über Heilbronn ging es für Sie über Leipzig nach Dessau: Welche Klischees über Ostdeutschland fanden Sie bislang bestätigt?
Welches Klischee ich bisher nicht bestätigen kann, ist, dass die Straßen hier besser sind als im Westen. Die Achsen meines Fahrrads mussten schon das eine oder andere Schleudertrauma überleben. Zumindest, bis es geklaut wurde – zweimal. Aber mal ganz ehrlich: Von Klischees halte ich wenig, ich bin auch ohne große Klischeekenntnisse nach Leipzig gezogen. Ich bin immer noch gerne hier, fühle mich in Leipzig zuhause, arbeite gern in Dessau und der Dresdner Stollen ist der einzig wahre, nu?!
Bitte vollenden Sie diesen Satz: „Mein Zauberland ist …“
… mein Bücherregal. Und mein Kühlschrank.
Text: Mathias Schulze