Das letzte Wort im Juni hat der Regisseur Marco Runge, dessen neues Sommertheaterstück „Die gezähmte Widerspenstige“ ab 2. Juli im Innenhof des Leipziger Anker läuft
Hallo, Marco, wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Leipzig ist eine wunderschöne Stadt. Man sollte sich immer mal wieder zwingen, Leipzig zu sehen. Es kann schon reichen, auf dem Weg zur Arbeit achtsamer auf die Umgebung zu schauen. Egal, wo man in Leipzig wohnt, man kommt schnell zum Entspannen in die Natur. Und das wird ja auch genutzt. Wenn die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, ist der Leipziger im Park. Fast jeder hat, glaube ich, eine Stelle, die er immer wieder gern aufsucht. Wenn ich in anderen Städten bin, denke ich immer, wie es wäre, dort zu wohnen. Bisher wollte ich Leipzig noch nicht eintauschen. Kleiner Tipp: Das Schaufenster am Zoo bei Sonnenaufgang. Einige Jogger und Hundebesitzer wissen, was ich meine.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Umleitungsschilder und Baustellen nerven mich schon seit langem. Ein ewiges Rätsel wird mir der Radweg am Bahnhof und um den Ring bleiben. An einigen Stellen muss man als Fahrradfahrer Heldenmut bei Nutzung beweisen.
Kriege, Klima, Inflation – überall Krisen. Wie gelingt es Ihnen, optimistisch zu bleiben?
Man kann heute schon das Gefühl haben, dass alles immer schneller, unübersichtlicher oder verrückter wird. Ich bleibe da einfach bei mir. Motto: „Ändern kann ich nur das, was nur ich ändern kann“. Selbstverständlich beobachte ich die aktuellen Entwicklungen, natürlich habe ich eine Meinung dazu, aber ich kann auch andere Meinungen zulassen. Wir dürfen das Miteinander-Reden nicht verlernen. Die Zeiten sind oder waren immer stürmisch. Es kommt darauf an, was man in seinen Kosmos herein lässt und was nicht. Egal, wie wild es gerade ist: Wenn wir später über das Heute reden, reden wir von der guten alten Zeit.
Darüber hinaus, welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?
Da fällt mir das Sommertheater im „Anker“-Innenhof ein. „Die gezähmte Widerspenstige“ heißt das Stück, welches wir gerade proben. Es spielt in einem kleinen italienischem Dorf, in dem die schöne Witwe Carla darauf wartet, endlich ihr Erbe anzutreten. Ob ihr das gelingt oder ob ihr da ein neuer Mann einen Strich durch die Rechnung macht, werde ich noch nicht verraten. Wir spielen 19 Vorstellungen, vom 2. Juli bis 17. August. Es wird ein lustiger Sommertheaterspaß, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Immer schön locker bleiben. Rock’n’Roll!
Text: Max Feller