„Spätzünder – Satire am Tresen“, jeden Freitag, außer am 21. Oktober, ab 22.30 Uhr, academixer, alle Infos: www.academixer.com
Bei den „academixern“ ist eine neue Late-Night-Show namens „Spätzünder – Satire am Tresen“ zu bestaunen. Jeden Freitag ab 22.30 Uhr wird die „academixer“-Kneipe zum imaginierten Späti, dann gibt es Live-Musik, Humor, Überraschungsgäste, Sketche, Tratsch und Spott. Grund genug, beim Regisseur Matthias Kitter, der schon bei zahlreichen berühmten Fernseh-Shows Regie führte, nachzufragen
Hallo, Matthias Kitter, zuerst einmal möchte ich mich für die schönen TV-Stunden, die ich bei Shows wie „Schmidteinander“ oder „Die Kurt Krömer-Show“ erlebt habe, bedanken. Sie nehmen diesen Dank doch an, oder?
Das freut mich sehr. Es ist schön, dass Ihnen die Shows eine unterhaltsame Zeit beschert haben. Dann haben wir mit den Formaten ja unser Ziel erreicht, ins-besondere wenn man sich nach so langer Zeit noch daran positiv erinnert. Ein tolles Kompliment, vie-len Dank. Insbesondere „Schmidteinander“ war noch „handgemachte Unterhaltung“, bei der das Kreativ-Team nicht durch einen aufgeblähten Apparat behindert und reglementiert wurde. Und die Gebührengelder flossen auch noch mehr ins Programm – und etwas weniger in den Fuhrpark der Chefetage.
Was hat Sie denn in den Osten, in unserem Falle nach Leipzig, verschlagen?
Ich mochte schon immer den „Osten“, nicht nur, weil meine Großeltern aus Thüringen stammen, sondern auch, weil ich kurz nach der Wende, im Rahmen einer Dokumentation, eine filmische Reise von Rügen bis in den Harz unternommen habe. Und dabei habe ich das „andere Deutschland“ und seine Menschen kennen und lieben gelernt. Ich mochte diese Form von Gemeinschaftsgefühl und unverstellter Herzlichkeit. Seit dieser Zeit habe ich immer wieder Aufträge aus den neuen Bundesländern mit Freude angenommen. Und natürlich gehört dazu auch das Angebot, für die „academixer“ zu arbeiten.
Es ist für manche ein leidiges Thema, aber ich will natürlich trotzdem nachfragen: Welche Erfahrungen haben Sie denn auf dem berühmt-berüchtigten Ost-West-Schlachtfeld gesammelt?
Na ja, „Schlachtfeld“ würde ich es nicht nennen. Eher unglückliches und oft missverständliches Zusammenraufen. Ich habe viele Vorurteile und Klischees erlebt – auf beiden Seiten. Einen gewichtigen Teil hat leider der Westen dazu beigetragen, da er bis heute ein wenig zu arrogant die Siegermacht mimt. Ein langsames Verschmelzen der positiven Dinge, die es in beiden, konkurrierenden Systemen gab, wäre hilfreicher gewesen, als die komplette überheblich Abwertung der DDR und der Leistungen seiner Bürger.
Kommen wir zur Kunst. „Spätzünder – Satire am Tresen" heißt ein neues Format bei den „academixern“. Was ist das? Was darf man erwarten?
„Spätzünder“ ist ein Late-Night-Format: satirisch, komödiantisch und musikalisch. Es gibt eine gute Stunde lang Unterhaltung mit Sketchen und Musik, alles gespielt und gesungen direkt vor dem Publikum in der urigen Kellerkneipe der „academixer“. Ein humorvoller Absacker für ein Publikum, was vielleicht mal keine Lust auf einen üppigen Theater- oder Konzertabend hat, sondern einfach noch mal für eine Stunde zum Lachen und auf ein Bier in den Keller gehen will. Dazu verwandeln wir die Kneipe in einen Späti, wir machen also aus dem „Innen“ ein „Außen“. Und an diesem Späti treffen sich Menschen wie du und ich, mit all ihren Ängsten, Nöten und verrückten und komischen Ideen. Nachtschwärmer und Weltverbesserer, die große Welt im Kleinen. Also Typen mit viel Herz und Witz, die reichlich Pointen liefern.
Wie heiß ist die Nadel, die besagtes Format mit Tagesaktualität bestrickt?
Sagen wir mal „aktuell“. Themen, die gerade in der Luft liegen, werden angesprochen. Es ist aber immer die Perspektive der „normalen Menschen“ die hier gezeigt wird, nicht die des politisch wertenden Kabarettisten. Insofern ist es auch ein Stück modernes, sati-rischen Volkstheater. Falls es ein wirklich brisantes tagesaktuelles Gesprächsthema gibt, werden wir es aber einbauen, so wie man ja gerne an solchen Orten wie einem Späti diskutiert, tratscht und spottet.
Und natürlich kommen Sie an dieser Frage nicht vorbei: Was darf Satire? Ist sie in Zeiten, in denen ein Donald Trump Präsident werden kann, schwieriger geworden?
Schwieriger nicht, aber notwendiger. Satire darf alles, wenn sie von unten nach oben zielt, nicht auf Kosten von Schwächeren, sondern immer die Mächtigen im Auge behält. Dann ist es auch wirklich Satire und nicht Häme.
Text: Mathias Schulze