„Lucky Luke Nr. 101 – Rantanplans Arche“, Egmont, 48 Seiten, alle Infos: www.egmont.de
Für die kalten Tage braucht es Lesestoff, für das Weihnachtsfest passende Geschenke. In diesem Sinne empfehlen wir den neuen Lucky-Luke-Band „Rantanplans Arche“, der ab sofort in jedem gut sortierten Zeitungs- und Comicladen erhältlich ist. Ein Spaß für die ganze Familie
Stolze 76 Jahre ist der Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, jetzt schon alt. Klar, um in diesem Alter weiterhin geschmeidig im Sattel seines Pferdes Jolly Jumper sitzen zu können, musste er zwischendrin mit dem Rauchen aufhören. Statt selbstgedrehten Glimmstängel gab es ab 1983 einen saftigen Grashalm zu kauen.
Geschaffen von Maurice De Bevere, kurz Morris, wird der Held mit den spinndeldürren Beinen heute vom Zeichner Achdé und vom Autor Jul auf Reisen geschickt. Auch im neuen Band „Rantanplans Arche“ gelingt eine Modernisierung, die sich der langen Tradition des Meistercomics bewusst ist. Morris, der 2001 starb und die Fortsetzung seiner Lucky-Luke-Reihe sogar testamentarisch erlaubte und einforderte, würde bestimmt stolz auf seine Nachfolger sein, denn Achdé gelingt bei Beibehaltung der klassischen DNA ein dynamischer und quirliger Pinselstrich, der auch beim mehr- fachen Anschauen immer wieder Feinheiten und kleine Überraschung offenbart. Der Szenarist Jul hat ein feines Gespür dafür, wie man aktuelle Themen in der Zeit des Wilden Westens verhandelt.
Dies kann man auch im neuen Band genüsslich studieren. Auf Basis der wahren Gründungsgeschichte des Tierschutzvereins in den Vereinigten Staaten von Amerika, geht es gekonnt und witzig um Fleischesser und Vegetarier, um gute Ideen und deren Potenzial in Fundamentalismus umzuschlagen. Für den neuen Band kooperiert das Story House Egmont sogar mit dem Deutschen Tierschutzbund.
Tierschutz und Umweltbewusstsein: Der neue Lucky-Luke-Band zeichnet die Entstehung einer Bewegung nach, deren Bedeutung heute wichtiger und umkämpfter ist denn je. Da kann man die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ ruhig mitdenken. Auch humorvolle Klischeeverarbeitungen bezüglich der indigene Völker sind gekonnt eingeflochten. Es geht um einen gesellschaftlichen Wandel und um die Frage, wie dieser zu gestalten ist, damit alle sich eingebunden fühlen.
„Rantanplans Arche“ findet freilich keine Antworten. Aber ein gelungenes, buntes Zeitporträt der Gegenwart durch die Linse des Wilden Westens zu entfernen, ist schon eine ganze Menge. Große Kunst. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit dem trotteligen Hund Rantanplan. Historisches Wissen, eine künstlerisch hochwertige Unterhaltung und Impulse fürs Nachdenken über die Gegenwart. Toll!
Text: Max Feller