Ghost Fest, 28. September, Ernst, Leipzig, 19 Uhr, alle Infos: www.ghostfest.de
Theresa Elflein kommt ursprünglich aus der Nähe von Bamberg und wohnt seit 2017 in Leipzig. Im September präsentiert sie im Rahmen ihres Soloprojektes Elfyn beim Ghost Fest das schöne Album „Anam Cara“, weshalb wir bei Elflein nachgefragt haben
Hallo, Theresa Elflein, können Sie nur von der Musik leben?
Ich lebe vor allem von Gesangs- und Klavierunterricht und arbeite außerdem beim Unternehmen „mementor“. Wir entwickeln sogenannte Apps auf Rezept, beispielsweise eine digitale Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen. Bald beginne ich eine Weiterbildung zur MusikGestalttherapeutin. Zweimal im Jahr gebe ich einen Songwriting-Workshop in einer Dölitzer Förderschule – mit dem Ziel, den Zusammenhalt in der jeweiligen Klasse zu stärken.
Und dann gibt es noch die Musik!
Einmal bis viermal pro Woche gibt es Termine mit meinen beiden Projekten Elfyn und LYNT: Songs schreiben, produzieren, organisieren, proben. Wir nehmen unsere Studioaufnahmen komplett selbst auf und mischen sie auch ab. Manchmal mache ich das auch für andere Künstler und Künstlerinnen. Etwa alle zwei Wochen spielen wir ein Konzert. Ich verbringe – während und außerhalb dieser Termine – gerne viel Zeit mit meinen Lieblingsmenschen und Lieblingskatzen. „Wenn es um musikalische Inspirationen geht, nenne ich am liebsten Madonna, Björk und die Beatles.“
Zum Album „Anam Cara“: Für mich fällt es in die schöne Kategorie der Musik, die man sich nachts im Sommer auf dem Dach liegend unter dicken Kopfhörern anhören sollte. Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?
Vielen Dank! Das klingt nach einem schönen Me-Time-Abend, dafür bin ich auf jeden Fall gerne ein Soundtrack: Wieder bei sich selbst ankommen, sich zugleich mit anderen verbunden fühlen. Richtig heilsam eben. Schließlich bedeutet der irische Titel „Anam Cara“ auf Deutsch „Seelenfreundin“. Es geht um das Feiern und Priorisieren der platonischen Freundschaft, die mir in unserer Gesellschaft oft zu sehr der romantischen Beziehung untergeordnet wird. Phasenweise ist „Anam Cara“ auch dafür geeignet, sich den Stress und die Wut auf den Sexismus und auf die Dinge, die wir uns manchmal gegenseitig antun, aus dem Leib zu tanzen, etwa beim Song „Own it“. Und „Y Poco A Poco“ ist eine friedvolle Meditation auf Hoffnung und Vertrauen inmitten der Krise. Wenn es um konkrete musikalische Inspirationen geht, nenne ich am liebsten Madonna, Björk und die Beatles. Ich feiere deren Mut zum Risiko. Oft treffe ich Entscheidungen nach dem Motto „What would Madonna do?“. In meiner anderen Band LYNT, ein Synth-Pop-Duo, schreiben wir Songs, die ungefähr so klingen wie Cyndi Lauper in einer Twin-Peaks-Folge.
Sie haben viele Jahre in England gelebt. Warum? Welche Prägungen haben Sie dort erfahren?
Ich liebe die schrägen, süßen Leute dort, den Humor, und vieles an der Popkultur. Die Beatles und die Indie-Bands der 00er Jahre haben mich dazu inspiriert, in London, Cambridge und Brighton zu leben, Musik zu studieren und in verschiedenen Bands zu spielen. Der Trubel und die unendlich vielfältige Kultur, vor allem in London, war das Beste, was mir passieren konnte, um mich nach dem allzu behüteten Heranwachsen auf dem Dorf zu entfalten und neu zu erfinden. Ich besuche immer noch mehrmals im Jahr meine Freunde und Freundinnen dort und spiele Konzerte. Zugleich ist es leider aufgrund ultrakonservativer Politik – und der Brexit war nur noch eins obendrauf – sehr schwierig geworden, als junge Kreative dort Fuß zu fassen. Das ging für mich irgendwann zu sehr zu Lasten der mentalen Gesundheit. Und so bin ich nach Leipzig gekommen.
In diesem Kontext, was ist Glück für Sie?
Die Person sein zu können, die man wirklich ist. Und bei Menschen zu sein, die das unterstützen. Und das Schnurren meiner zwei Katzen Iggy und Eno.
Wo und wann kann man Sie denn in Leipzig im September erleben?
Am 28. September feiert das Leipziger Label „All My Ghosts“, das mein Album auf Kassette herausgebracht hat, sechsjähriges Jubiläum! Dazu gibt es das „Ghost Fest“: Wir spielen ein Konzert mit anderen großartigen Acts, beispielsweise Twins in Colour. Anschließend findet eine Aftershowparty statt.
Text: Mathias Schulze