Stella Sommer | Northern Dancer | Label: Northern Dancer Records | VÖ: 30.10.2020 | Wertung: 5/5
Zwischen Folk, Chanson und orchestralen Pop liefert die in Berlin lebenden Songwriterin Stella Sommer ein fantastisches Album ab. Die Sängerin der Band „Die Heiterkeit“ bringt mit „Northern Dancer“ zehn Songs raus, die so klingen, als würden sie direkt ins Ohr geflüstert werden. Das Flirrende, das Sakral-Düstere, das Hymnische wirkt ruhig und dynamisch, mächtig und fragil, beruhigend und beunruhigend. Alles liegt im Grenzbereich zwischen den Beach Boys und Nick Cave, Marianne Faithfull und Leonard Cohen, Nico und Elvis, Bob Dylan und Françoise Hardy. Grund genug, Sommer zum Steckbrief-Interview zu bitten.
Beschreiben Sie Ihre Musik mit drei Worten:
Zeitlos, elegant, in sich ruhend.
Welcher Song hat Sie zuletzt berührt? Warum?
Der Song „Mother of Muses” vom neuen Bob Dylan-Album. Und zwar wegen dem letzten Teil der letzten Strophe. Es geht irgendwie um nichts Konkretes und trotzdem um alles. So ist es ja immer in den besten Texten: „Wake me, shake me, free me from sin / Make me invisible, like the wind / Got a mind that ramble, got a mind that roam / I'm travelin' light and I'm a-slow coming home“
Sie und ein iPod auf einer einsamen Insel. Es passen nur drei Songs drauf. Welche sind das?
Nina Simone „If you knew“. Karen Dalton „Something on your mind“. Joan Baez & Mimi Farina „Catch the wind“.
Wie finden Sie Streamingdienste wie Spotify? Warum?
Ich habe grundsätzlich nichts gegen das Konzept Streamingdienst. Ich finde nur, dass die Künstler anständig bezahlt werden sollten. Es kann nicht sein, dass der CEO von Spotify Milliardär ist, während die Musiker selbst durch Spotify nichts verdienen. Es ist ja sehr teuer, Musik zu machen und Alben zu produzieren. 0,38 Cent pro Stream als Bezahlung ist ein Witz, das Modell kann sich nicht rechnen.
Ihre Inspirationen kommen von …
Als ich aufgewachsen bin, habe ich in erster Linie 60er Jahre-Musik gehört: The Beatles, Bob Dylan und so weiter. Das hat mich sehr geprägt. Heutzutage kommt meine Inspiration aber tatsächlich in erster Linie aus Büchern. Wenn ich eine neue Platte schreiben möchte, lese ich im Vorfeld sehr viele Bücher und schreibe mir alle Sachen raus, von denen ich denke, dass ich sie brauchen könnte.
Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Stadion – oder Clubtour?
Ich habe in den letzten zehn Jahren nur Clubtouren gespielt und mag das auch sehr gerne. Aber ich würde allein der Abwechlung halber Stadiontour sagen.
Der Soundtrack Ihres Lebens?
Das ist im Moment das Blätterauschen bei mir im Hinterhof. Obwohl ich in Berlin wohne, ist es bei mir sehr ruhig. Ich habe eigentlich die ganze Zeit das Fenster offen und höre nur den Wind in den Bäumen.