VÖ: 30.05.2025 | Label: Künstlerhafen | Genre: Electropop | Wertung: 4/5
Reinhold Heil, Keyboarder und Sänger der Band Spliff, hat ein deutschsprachiges Soloalbum veröffentlicht. Vierzehn deutschsprachige Electropop-Songs. Heil thematisiert im Zuge des weltweit erstarkenden Faschismus die sogenannte „Neue Männlichkeit“. Grund genug, Heil, Jahrgang 1954, zum Steckbrief-Interview zu bitten:
Wie würden Sie Ihre Musik in drei Worten beschreiben? Frei, geil, männlich?
„Frei“ kommt der Sache am nächsten. Ich komponiere und texte heute ohne den Anspruch, meinen Lebensunterhalt mit diesen Werken zu verdienen, zumal das in Zeiten der Silicon-Valley-Broligarchie ohnehin kaum möglich ist. Eine der schönsten Eigenschaften des vorgerückten Alters ist es, dass einem das Urteil anderer am Allerwertesten vorbei geht. Um die Frage zu beantworten: Das Thema der „neuen“, aber in Wirklichkeit sehr alten Männlichkeit treibt mich schon lange um, weil ich wusste, dass die Möchtegern-Alphas irgendwann wieder den Faschismus ausrufen. Musikalisch gehe ich manchmal nach vorn, mit mehr Elektronik, aber scheue auch den gelegentlichen Reggae nicht. Lust und Laune treiben mich an.
Das neue Album entstand …
… von 2019 bis 2024, was man den Texten zum Teil auch anmerkt. „Hut aus Alu“ und „Corona” sind kleine Kurzgeschichten fürs Kopfkino, die den entsprechenden Jahren entsprungen sind. Aber „Die Ballade vom Incel“ ist beispielsweise aktueller denn je. Und natürlich gibt es ein Liebeslied. Oder drei. Dieses Album ist nur der Anfang. Es gibt noch viele Songs auf Englisch und Deutsch, und ich plane, sie alle fertigzumachen und der Menschheit günstig zur Verfügung zu stellen.
Gab es „Bravo“-Poster in der Jugend?
Ich hatte wenig Wand. Es war ein Zimmer unterm Dach. Wahrscheinlich hätte ich Marie Versini und Claudia Cardinale aufgehängt, aber vielleicht war Claudia gar nicht in der „Bravo“? Also eher Uschi Glas.
Eine Album-Empfehlung lautet?
„Bitches Brew“ von Miles Davis.
Der Soundtrack Ihres Lebens?
Theoretisch Bach, Strawinsky, Zappa und Miles Davis. Aber in Wirklichkeit hab ich meinen Soundtrack selbst gemacht.
Text: Mathias Schulze