Ralph Schüller, alle Termine: www.ralph-schueller.de
Neue Lieder, alte Gesichter! Am 1. Oktober erscheint mit „Apokalyptusbonbon“ das neue Album des malenden Musikers und des musikalischen Malers Ralph Schüller. Der Leipziger, der für das neue Album neben seiner Stammband mit Gunter Schwarz, Frank Oberhof, Jann van de Kaast, Marcel Winkler und Anton Sterz auch Franziska Günther, André Herzberg und Karl Neukauf für den Gesang gewinnen konnte, bringt wieder Poesie, Anarchismus und gesellschaftliche Themen in eine wunderbare Balance. Leichtigkeit und Melancholie. Eine stilistisch vielseitige Musikalität, ein Singer/Songwriter aus der ersten Liga deutschsprachiger Liedermacher. Grund genug, bei Schüller nachzufragen
Das neue und wieder einmal großartige Album „Apokalyptusbonbon“ hat das Licht der Welt erblickt. Alles wieder im großen Kollektiv entstanden. Lassen Sie uns hinter die Kulissen blicken: Was bedeutet so eine CD-Produktion? Lohnt sich das noch? Wie lange dauert so etwas? Wie viel „versteckte“ Arbeit liegt da drin? Anlaufphase, Kosten, verlorene Nerven, Zweifel, Lebensfreude …
Ich schreibe und schreibe und irgendwann sind mal wieder genügend Lieder zusammen gekommen, die festgehalten werden sollen - dokumentarisch, aus Liebe und natürlich als Ding zum Mitnehmen. Das ist finanziell in der Kleinkunst völlig irrsinnig, aber ein wunderbarer Prozess, etwas halbwegs Bleibendes zu schaffen, das einen Reifeprozess durchlaufen hat. Das Studio schärft die Feinheiten, weil jeder in der Band etwas Gutes abliefern will und wir uns natürlich auch die Zeit dafür nehmen. Aber es nervt auch, weil der eine Moment plötzlich so überwichtig wird - im Gegensatz zum live spielen, wo jeder Abend anders ist: Der Veranstaltungsort, die Leute, das Wetter und man selbst. Dort passiert Leben. Im Studio sind keine Fenster, zum Glück aber der wunderbare Robin Oppenheimer vom Midas Studio, der uns hilft, mitleidet, begeistert und das erste Publikum ist. Nichts entsteht ohne Zweifelstränen, Kompromisse und lange Nächte. Das Geld dafür wird irgendwo anders verdient, gespart, verschenkt und dann auf den Kopf gehauen. Basta! Neunte CD auf dem Tisch! Weiteratmen!
Wenn wir schon einmal dabei sind: Im Frühjahr und Sommer touren Sie quer durch Land. Wie sieht so eine Durchschnittswoche im Herbst und Winter bei Ihnen aus? Wie setzt sich das Leben aktuell zusammen?
Da ich über die warmen Monate die meisten Konzerte spiele, sind die kalten Monate mehr zum Schreiben, Zeichnen und in die Luft gucken da. Etwas Geld wird verdient. Etwas mehr gekocht. Etwas mehr zu Hause geblieben. Vielleicht auch mal etwas länger schlafen, Fußball spielen mit den anderen Freunden, Gräber besuchen, Pläne machen. Dann geht es – halbwegs ausgeruht, nach zwei, drei Jahren - immer Anfang des Jahres ins Studio. Dieses Jahr habe ich aber eine sehr lange Akustik-Tour im Dezember und die Jahresendrevue der „Liedertour“ im Neuen Schauspiel Leipzig am 27. Dezember - da muss ich sehen, wie es mit dem Ausatmen klappt. Kein Grund zum Jammern. Vorfreude!
Zu den Touren quer durch Mitteldeutschland, die Sie aus Connewitz auch in „blaue Landstriche“ führen: Was sehen Sie? Sie kommen nicht als Medienstar aufs Land, Sie kommen mit anspruchsvoller Musik und Texten …
Mit dem Holzhammer kommt man da - und auch hier - nicht sehr weit. Ich freue mich über die herzlichen Besucher und Veranstalter, die mit Feingefühl und Durchhaltevermögen agieren - von Tröchtelborn über Querfurt bis Rügen. Ich unterstütze sie und versuche, mir ihre und meine Freundlichkeit nicht nehmen zu lassen. Zwischen unglaublicher Abendsonne und Horrorfilm ist alles dabei. Vor der heimischen Haustür, wie auch im duftenden Hinterland habe ich keine Lösungen parat, aber vielleicht ein paar Worte und Zeilen und Töne, die die Pistole im Halfter lassen.
Sehen Sie sich als Ossi? Wenn ja, inwiefern? Wenn nein, inwiefern nicht?
Geboren in Suhl. Ja. Sozialisiert im Osten. Ja. Ansonsten ist das alles buggy. Sehr gerne bin ich in den französischen Pyrenäen.
Sie sind Jahrgang 1968: Welche langfristigen Pläne gibt es? Die kurz-und mittelfristigen Ziele nehme ich auch.
Ich bin dabei, ein Video zu einem Song vom Album „Apokalyptusbonbon“ vorzubereiten. Und Rohaufnahmen neuer Songs. Und dann habe ich im Frühjahr '26 endlich mal wieder eine Solo-Ausstellung in der feinen Jenaer Galerie „Huber & Treff“.
Was ist Glück?
Gesund und satt auf der Welt zu sein. Und ohne Bomben in einem Bett einschlafen und aufwachen. Die Katzen füttern und das Licht.
Text: Mathias Schulz
