Dran, Infos, Musik und Termine: www.dran-musik.com
Wer in Leipzig nach guter bis sehr guter Musik sucht, wird hoffentlich schnell das Label „Dran“ finden. Was das ist, wie das entstanden ist, wer sich dahinter verbirgt und welche Musik besonders „Dran“ ist, verrät Mitgründer Jörn Csapo-Drewes im Interview
Die erste Frage ist ganz einfach. Wer und was ist „Dran“?
Wir sind ein Netzwerk von Musikern und Künstlern. Viele von uns machen Musik – als Solisten, in Bands oder anderweitigen Projekten. Manche sind auch bildende Künstler oder Autoren. Wir versuchen die Stärken aller Einzelnen zu bündeln, in allen möglichen Konstellationen zusammenzuarbeiten und dabei einen Spirit zu entwickeln. Das ist für uns „Dran“. Am meisten nach außen sichtbar ist natürlich, dass wir als Plattform Musik digital veröffentlichen. Inzwischen sind über 150 Songs unter dem Label „Dran“ erschienen.
Die Bandbreite …
… reicht von düsterem Elektro über Punk bis hin zu zeitgenössischer moderner Musik. Wir sind auch in diesem Sinne also nicht einem Genre verpflichtet, sondern einem Spirit.
Wie fing das Ganze an? Warum war „Dran“ notwendig?
Wie so viele gute Dinge begann auch „Dran“ an einem Biertisch. Im Biergarten von „Ilses Erika“. Viele Musiker, Künstler und Autoren treffen sich hier häufig und wir haben oft darüber gesprochen, wie wir in der Summe mehr werden können, als die einzelnen Teile. Nach vielen solchen Gesprächen wurde das konkreter und bekam einen Namen: „Dran“. Anfang 2020 haben wir dann die erste Single digital veröffentlicht. Über die Pandemie-Zeit wurde die virtuelle Zusammenarbeit immer wichtiger. Inzwischen haben wir Singles, EPs und Alben veröffentlicht, Streaming- und Event-Reihen gestartet und Performances oder Genre-übergreifende Abende organisiert. So haben wir unsere gemeinsame Plattform geschaffen. Wir haben natürlich vorher auch schon Musik, Kunst und Kultur gemacht, aber gemeinsam geht alles besser.
Im „Dran“-Team arbeiten alle …
… an ihren eigenen Projekten. Das Schöne an einem Netzwerk ist die gegenseitige Unterstützung und der künstlerische Austausch. Braucht wer einen Gastkünstler, ein Cover- oder Plakat-Design, jemanden für eine Video-Idee oder irgendeine verrückte Performance – die Wege sind kurz. Zu den Projekten oder zur veröffentlichten Musik schreiben wir Radios, Blogs oder Stadtmagazine wie das eure an – und geben dann Interviews wie dieses.
Kommen die Musikerinnen zu Ihnen oder umgarnen Sie auch Künstlerinnen?
Aus dem Gründer-Netzwerk kommen die meisten unserer Künstler. Inzwischen bekommen wir aber auch Anfragen von anderen Künstlern. Wir sind da offen und haben eine Arbeitsgruppe, die sich um mögliche neue Knotenpunkte im Netzwerk kümmert. Wichtig ist der Netzwerk-Gedanke. Wir veröffentlichen zwar Songs und Alben, aber Künstler müssen sich auf uns einlassen wollen.
Preisen Sie uns doch einmal Ihre Musikerinnen wärmstens an.
Wir sind besonders stolz auf die Bandbreite in unserem Netzwerk. Die jüngste Veröffentlichung hat Leipzig-Bezug und ist zugleich international. Das deutsch-polnische Electro-Clash-Duo „KNDNSTR“ hat auf der Single „Toulouse“ den Pop entdeckt und arbeitet jetzt an einer düsteren neuen EP. Mit „Deen & Blumenstein“ haben wir einen preisgekrönten Folk-Act veröffentlicht, die beiden haben beim Straßenmusikfestival „uff de gass“ in Radolfzell den ersten Platz (geteilt mit „DieVagari“) gewonnen und ein Album veröffentlicht. Balkan-Folk spielen „Herje Mine“, Wilden Punk gibt’s bei „Widerstand der Dinge“, deutschsprachige Indie-Sounds bei „Frau Lehmann“, „bin ich jacob“, „Fetzen“, „Bungalow4“ und „Mallorca“. Auf Englisch singen die Indie-Elektro-Band „Centaur“ und unsere Pop-Perlen von „G:lu“. Dunklen Pop produzieren „lo-ve-is-rare“, zu Electronic Body Music tanzen wir mit „Menschen beim Sex“. „Werner Hirte“ bringt Comedy ins Programm. Bei „Wir sind es selbst“ wird der Pop experimentell und „The New So- larizm“ ist mit moderner E-Musik dabei. Auf der Spotify-Playlist „Neues von Dran“ gibt es eine Auswahl der Veröffentlichungen zu hören.
Welche Veranstaltungen oder Besonderheiten gibt es schon? Was ist geplant?
Während der Pandemie haben wir eine Reihe von virtuellen Produktionen durchgezogen: Konzert-Reihen, Shows, Video-Clips. Nun gehen ja wieder richtige Live-Events. Zuletzt waren drei unserer Bands mit einem „Dran“-Fest on Tour in Polen, im Panometer haben eine Reihe Acts aus unserem Netzwerk gespielt. Wir hoffen nun auf den Herbst und darauf, dass auch dann Live-Konzerte vor richtigen Menschen möglich sind. Eine Besonderheit ist vielleicht noch, dass wir gute Beziehungen zu verschiedenen Bildenden Künstlern und Galerien pflegen. Deswegen spielen unsere Künstler häufig bei Vernissagen, etwa in der Pilotenküche oder der Alten Handelsschule.
Text: Mathias Schulze