Die Seilschaft, 4. Dezember, Leipziger Anker, 21 Uhr, www.dieseilschaft.de
„Dein Paket“ heißt das neue Album jener Band, die schon in den 90ern den kraftvollen Sound lieferte, auf dem sich damals die Poesie und klare Haltung Gerhard Gundermanns entfalten konnten. Nun spielt „Die Seilschaft“ mit Sänger Christian Haase im Anker. Grund genug, bei Haase nachzufragen
Robert Brenner schrieb über das neue Album auf musikreviews.de dies hier: „In diesem Musik-Paket befindet sich ein Meisterwerk! Die Seilschaft legt mit ‚Dein Paket‘ ein erhabenes, intelligent gezimmertes Stück Rockmusik vor! ‚Dein Paket‘ hat das Zeug zum Denkmal, denn es will keines sein.“ Größer geht das Lob nicht. Können Sie das relativieren?
Es wäre schade, das zu tun. An dieser Stelle ziehe ich es vor, zu schweigen, und das Kompliment als solches einfach anzunehmen.
Was haben Sie während der Pandemie gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten?
Dass ich auch ganz gut ohne diese Tourneen auskomme, aber nicht ohne das Singen. In den ersten Lockdowns hat mich diese Erkenntnis wirklich weiter gebracht. Darüber hinaus, ich lebe ja auch auf Sizilien, habe ich in der Auszeit viel über die Pflege von Olivenund Orangenbäumen gelernt. Diese Arbeit als Olivenbauer macht mich verdammt glücklich.
Kommen Sie in den Anker, kommen Sie in Ihre Heimatstadt. Wie sehen Sie die Entwicklungen Leipzigs in den letzten Jahren?
Um ehrlich zu sein, bekomme ich nicht so viel mit. Von Freunden weiß ich, dass der Kampf um bezahlbaren Wohnraum ein sich verschärfendes Problem ist. Hier bekommt Leipzig als Hypezig die Gentrifizierung sehr deutlich zu spüren. Ich erinnere mich, wie wir damals, Anfang der 2000er, die Könneritzstraße zum Leben erweckten und aus einer schwarzen, toten Transitstraße eine lebendige Kulturmeile machten. Von den schwarzen Kohlefassaden ist nichts mehr zu sehen, von der Kulturmeile meiner Meinung nach leider auch nichts mehr.
Wie sehen Ihre Pläne derzeit aus?
Musikalisch arbeite ich gerade an einer Best-Of-Platte, die ich solo einspielen werde. Da sind so schöne Songs in den letzten 25 Jahren entstanden, die es verdient haben, komplett nackig, aber frisch geduscht auf einen Tonträger zu kommen. Die Seilschaft hat gerade angefangen, neue Lieder zu sortieren und auszuprobieren für ein weiteres Album in zwei Jahren. Vielleicht gelingt uns dann auch eine Tournee dazu, die nicht ständig abgesagt werden muss. Und privat arbeite ich weiter dran, meine Skills im Oliven-Business zu erweitern. Ich biete ja jetzt schon mein eigenes Öl unter der Marke „Nuvola Bianca“ an und erfreue mich da steigendem Interesses.
Text: Mathias Schulze